Wir haben von einer großartigen Tour nachhaltige Eindrücke mit nach Hause genommen. - Wolfgang
Brasilien und die Brasilianer haben einen Platz in unserem Herzen gefunden
Sonne, Sand und Samba- Brasilien 2015 - Ein Reisebericht
Am Dienstag, dem 30.06.2015 machten meine Frau Ute und ich uns gegen 17:30 Uhr auf den Weg zum Flughafen Frankfurt/M., von wo wir mit dem „Siegerflieger“ der „Fanhansa“ (LH 0500) auf Komfortsitzplätzen einen ruhigen Flug nach Rio genießen durften.
Früh morgens um 07 Uhr des Folgetages holte uns unser Guide Liscio, ein älterer und sehr kultivierter Herr mit hervorragenden Sprachkenntnissen (deutsche Vorfahren) pünktlich ab, so dass wir gegen 08 Uhr erschöpft aber wohlbehalten im Hotel „Atlantis Copacabana“ einchecken konnten. Ein Dachpool, geräumige Zimmer und eine wohltemperierte Klimaanlage sowie die Toplage (fußläufig zum Ipanema- und Copacabana-Strand) ermöglichten uns einen optimalen Ausgangspunkt für die geplanten Erkundigungen/Exkursionen.
Höhepunkt in Rio waren natürlich neben einer kleinen Stadtrundfahrt die „Berg-Touren“ zum Corcovado (Christusstatue) und zum Zuckerhut mit traumhaften Perspektiven und einem wunderschönen Rundblick auf die pulsierende Großstadt am Atlantik. Besonders imposant waren auch der Besuch des Maracana-Stadions und des Sambadroms mit einem kleinen Kostüm-Museum, das neben einem Einblick in den brasilianischen Karneval viele farbenfrohe Fotomotive bot. Ein Besuch der modernen Kathedrale mit ihrem futuristischen „Campanile“ und sehenswerten Farbmosaik-Fenstern rundete die abwechslungsreiche Exkursion ab. Ein solch ereignisreicher Tag machte natürlich Appetit, den wir in einer hervorragenden Churrasceria genüsslich stillen konnten.
Am nächsten Tag unternahmen wir selbstständig mit Bus und Taxi einen Ausflug zum Botanischen Garten, der Brasiliens Vegetation in einem Park präsentiert und uns zu einem 90-minütigen, sehr entspannten Spaziergang durch die Natur einlud. Im tollen Gartencafé ließen wir es uns bei einem hervorragenden Espresso und traditionellem Rührkuchen gutgehen und genossen die brasilianischen Sonnenstrahlen auf unserer vorgebräunten Haut. Nachmittags fiel uns die Entscheidung zu einem coolen Copacabana-Bummel mit Caipirinha-Apéritif nicht schwer; bunte Stände, Sandburg-Künstler und jede Menge Sport-Workouts ließen die Zeit wie im Fluge vergehen.
Am Samstag, dem 04.07. holte uns unser Guide um 07:30 Uhr zum Galiao-Flug-hafen ab, von wo aus wir nach Iguacu starteten. Am Zielort wartete schon unsere freundliche Führerin Vera (mit Vorfahren aus dem Hunsrück), die uns in einem für Saarländer sehr vertrauten Dialekt begrüßte und in den folgenden zwei Tagen charmant begleitete. Direkt vom Flughafen starteten wir zu einem 2-stündigen Walk entlang der brasilianischen Seite der Wasserfälle, die uns mit ihrem faszinierenden Panorama und wunderschönen Regenbogen-Motiven begeisterten.
Am nächsten Tag ging es früh um 08:30 Uhr zur argentinischen Seite des „großen Wassers“. Nach unserer Fahrt mit einer kleinen Bahn durch den eindrucksvollen Nationalpark mit Ameisenbären, Blue-Jay-Vögeln und seiner vielfältigen Regenwald-Vegetation besuchten wir auf schön angelegten Holzstegen die Teufelsschlucht, die „zwei Schwestern“, „Adam und Eva“ und andere Fels-/Fall-Kombinationen und waren im wahrsten Sinne des Wortes berauscht von den bis zu 80 Meter hohen Katarakten.
Ein anschließender Besuch des Dreiländerecks (Paraguay, Argentinien und Brasilen) mit einem Indianermarkt und einer ortstypischen Feirinha (=kleiner Markt) mit Kunsthandwerk, Obst und Gemüse, Speisen und Getränken und jeder Menge freundlicher, buntgekleideter Menschen rundeten den Tag ab, den wir mit einem Besuch des kleinen Zoologischen Gartens abschlossen.
Der nächste Morgen begann erwartungsgemäß unangenehm: Um 03:15 Uhr forderte uns der vereinbarte Weckruf lautstark und unerbittlich auf, uns zu unserem frühen Abflug nach Manaus fertigzumachen. Mit zweistündiger Verspätung aufgrund eines technischen Flugzeug-Defekts kamen wir nachmittags in unserem Hotel „Saint Paul“ an und entschlossen uns zu einem kleinen Spaziergang zum Theater von Manaus; anschließend bummelten wir über einen kleinen Markt, bevor wir den Abend mit der Deutschen Welle (Griechenlands Votum zum Sparpaket) ausklingen ließen.
Am nächsten Tag ging es mit VW-Bus und Schnellboot zur Turtle Lodge im Amazonas-Gebiet – eine wunderschöne, romantische Anlage mit tropischem Garten. Nachmittags starteten wir zu einem „Watertrail“ mit einem motorisierten Langboot und bewunderten die tolle Flora und Fauna (Schmetterlinge, Vögel, Tucan`s). Prickelnd war dabei im wahrsten Sinne des Wortes ein „Termiten-Überfall“ auf unser Boot mit etlichen juckenden Blessuren. Da tat die Abkühlung im Solimoes-Fluss am Rande unserer Lodge doppelt gut.
Am Mittwoch, dem 08.07. brachen wir um 08:30 Uhr zu einem Morningtrail auf und folgten unseren machetebewehrten Führern auf einem Abenteuerpfad durch den Urwald. Interessante Details über Heilpflanzen, Weihrauch, Curare, Schlangen und Vogelspinnen sowie die eindrucksvolle Demonstration eines aus Samen gewonnen feurigen Schießpulvers ließen die Unbillen unzähliger Moskitostiche leicht verkraften.
Am Abend startete um 20 Uhr unsere „Alligator-Tour“ bei einem überwältigenden Sternenhimmel mit dem strahlenden Kreuz des Südens und einer stimmungsvollen Urwald-Geräuschsinfonie. Unserem Guide Elgo gelang es sogar einen Cayman, den er mit Hilfe einer hochleistungsfähigen Taschenlampe anhand der stark reflektierenden Augen im Schilf aufspürte und blendete, zu fangen. Jedes Pärchen im Boot durfte das junge Tier (ca. 1 Meter lang) als „Jagdtrophäe“ präsentieren und kam so zu bleibenden Foto-Erinnerungen.
Als Naturerlebnis ähnlich imposant erwies sich die Sunrise-Bootstour am Folgetag. Dabei lauschten wir den faszinierenden Geräuschen des Urwalds still und fast ehr-furchtsvoll und ließen den feurigen Sonnenaufgang auf uns wirken.
Nach einem Abstecher zu einer einheimischen Selbstversorger-Familie ging es nachmittags zurück nach Manaus und am Folgetag weiter zu der ehemaligen Sklavenmetropole Salvador do Bahia.
Hier wurden wir von Pfarrer Hans Boenisch abgeholt und zu seiner „Pousada Barroca na Bahia“ begleitet. In den mit vielen Antiquitäten bestückten Zimmern und Räumen muss man sich einfach wohlfühlen!
Am nächsten Morgen starteten wir um 09 Uhr zu einem Stadtrundgang mit unserem Führer Jürgen und durften uns von einer pittoresken kolonialen Altstadt und dem Zauber singender und musizierender Menschen einfangen lassen. Der romantische Hafen, die interessante Markthalle, der Fahrstuhl von Ober- zu Unterstadt und die pulsierende afroamerikanischen Lebensfreude hatten uns schnell und nachhaltig vereinnahmt.
Nachmittags ging es weiter zu unserer vorletzte Station, die wir ganz relaxt genießen wollten: Die Pousada „Canto do Imbassai“ wird von dem Stuttgarter „Aussteiger“ Thomas Kupfer geleitet, der uns „cool“ und unkonventionell begrüßte und sofort zu einem kleinen Strandlokal begleitete, wo ich ein Tete à Tete-Dinner mit meiner Frau Ute am Meer bei fantastischem Grillfisch, tropischen Früchten und einem kalten Skol-Bier im Licht der untergehenden Sonne genießen durfte.
Der nächste Tag begann etwas verregnet und bot sich somit ganz automatisch zu einem kleinen Ausflug in den Nachbarort Praya do Forte an, wo wir die einzige Burg Brasiliens und ein interessantes Schildkröten-Projekt bewunderten. Die zweifellos etwas touristische, aber gleichzeitig malerisch bunte, kitschig-schöne „Einkaufsstraße“ gefiel uns ebenso wie eine eindrucksvolle Kampfsport-Demonstration am herrlichen Strand. Am nächsten Tag genossen wir wieder schönstes Badewetter beim Plantschen im Imbassai-Fluss und im angrenzenden Meer, bevor uns am frühen Nachmittag ein Transfer über Salvador zurück zu unserem Ausgangspunkt Rio de Janeiro brachte.
Unseren letzten Urlaubstag nutzten wir bei herrlichem Sonnenschein und 28 einfach nur zum „Abhängen“ an den Stränden von Ipanema und Copacabana, wo wir das bunte Treiben und den brasilianischen Körperkult nochmals variantenreich erleben durften und wo wir unsere vielfältigen Eindrücke dieses ebenso großflächigen wie großartigen Reiselandes in einem ersten sortierenden Rückblick (über tausend Fotos!) „verarbeiten“ konnten.
Nach einem ruhigen und entspannten Nachtflug landeten wir schließlich am Mittwoch, dem 15.07. gegen 14:30 Uhr Ortszeit in Frankfurt/M., wo uns ein letztes Highlight erwartete: Unser Sohn Christoph, der in der Mainmetropole ein berufliches Projekt begleitet, traf sich mit uns zu einem kleinen Kaffeeplausch und „versüßte“ uns durch diese unverhoffte Begegnung unsere Rückkehr in den Arbeitsalltag.
Ein Schmankerl zum Schluss: Nina Ugniwenko, eine Schulfreundin unserer Kinder, arbeitet in Brasilien in einem kleinen, aber sehr engagierten und zuverlässigen Reisebüro mit (Aventura do Brasil), das uns durch seine ebenso zuvorkommende wie flexible (Danke, Michael!) Planung und Begleitung diesen unvergesslichen Urlaub in einer faszinierenden neuen Welt ermöglichte. Es scheint also schon etwas dran zu sein, wenn zumindest die Einheimischen mit ihrem unerschütterlichen Optimismus behaupten: „Deus e Brasileiro“!
Was bleibt?
Wir haben von einer großartigen Tour in ein riesiges Land nachhaltige Eindrücke mit nach Hause genommen. Rio, die Stadt am Zuckerhut hat uns freundlich empfangen und sich von seiner besten Seite gezeigt: nette Leute, schöne Menschen, touristische Hot-Spots und die weltberühmten Strände erinnerten uns an Kapstadt, sicher auch eine der schönsten Städte auf dieser Welt. Die Wasserfälle von Iguacu sind selbst im Vergleich zu Victoria-Falls und Niagarafällen groß- und einzigartig.
Spannende Erfahrungen und unkonventionelle Begegnungen lassen uns hoffen, dass uns die wunderschöne und ursprünglich anmutende Amazonas-Region als Kulturerbe noch lang erhalten bleibt.
Die oft prognostizierten Gefahrensituationen haben wir unter Beachtung der allgemeinen und speziellen Sicherheitshinweise nie auch nur ansatzweise erleben müssen. Bestohlen wurden wir nicht in Rio und nicht in Kapstadt – dafür aber in Budapest und Berlin!
Wenn man Gast in Brasilien sein durfte, möchte man diesem Land und seinen Menschen eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung und moderaten Wohlstand wünschen. Das Potenzial ist insbesondere aufgrund von Rohstoffen, Bodenschätzen und klimatischer Besonderheit gegeben; ob die unzweifelhaften Entwicklungsmöglichkeiten aber auch adäquat genutzt werden, darf man aufgrund der kolportierten Korruptionsanfälligkeit und etlicher Strukturschwächen bezweifeln. Auch das bisweilen spürbare, zu träger Gelassenheit neigende Phlegma der Menschen scheint dabei nicht ganz unproblematisch. Das „Carpe diem“ wird von nicht wenigen Brasilianern offensichtlich fehlinterpretiert. Die lateinische Lebensweisheit sollte nicht vordergründig als ein „in den Tag hinein leben“ verstanden werden, sondern eher die Lebensphilosophie „Nutze jeden Tag“ vermitteln. Unzuverlässigkeit und Unpünktlichkeit (Fluggesellschaft TAM) werden dem touristischen Anspruch des größten südamerikanischen Landes als Gastgeber von Fußball-WM und Olympischen Spielen nicht unbedingt gerecht.
Vielleicht aber ist ja auch deutscher Perfektionismus in einer solch sonnenverwöhnten Region gar nicht mit der Mentalität der Menschen vereinbar. Bei den wenigen störenden Kleinigkeiten überwiegt jedenfalls die Erfahrung von großartiger Natur und pulsierender Lebensfreude bei weitem. Eine hervorragende Reiseorganisation, gepaart mit ebenso unerwarteten wie netten Reisebekanntschaften lassen nur ein Fazit zu: diese lohnenswerte Reise wird bei uns bleibende Spuren hinterlassen (davon zeugen nicht nur unzählige Reisefotos und kunstvolle Reise-Mitbringsel). Brasilien und die Brasilianer haben einen Platz in unserem Herzen gefunden!
Mandelbachtal, 23. Juli 2015
Ute und Wolfgang K.