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Wie weit ist der Eco Tourismus in Brasilien?

15.08.2018
Meditierende Touristin in einer Grotte der Chapada Diamantina

Was ist Öko Tourismus?

Dieser Ausdruck ist mittlerweile in aller Munde und macht auch vor Brasilien Reisenden nicht Halt. Doch was verbirgt sich eigentlich dahinter?
Folgender Grundsatz wurde vom brasilianischen Tourismusministerium festgelegt: „Öko Tourismus nutzt die natürlichen und kulturellen Schätze des Landes in nachhaltiger Form, trägt zu ihrer Bewahrung bei und schafft ein allgemeines Umweltbewusstsein, während gleichzeitig die lokale Bevölkerung unterstützt wird.“ Eco Tourismus hat also die Eigenschaften, die Einwohner zu respektieren und mit ihnen zu interagieren, die Wirtschaft der besuchten Regionen zu fördern und die Umwelt zu achten, kennenzulernen und zu bewahren.
Körperliche Betätigung im Einklang mit der Natur ist schlussendlich das, was der Mensch braucht, um den Alltagsstress zu bewältigen. Aktivitäten wie Kanufahren, Reiten, Abseilen, Trekking, Tauchen, Tierbeobachtungen und vieles mehr, all das ist deshalb Teil des Öko Tourismus.

Ursprünge

In den siebziger Jahren erreichte die globale Sorge um ökonomisches Wachstum, Umweltverschmutzung und soziale Gerechtigkeit den Tourismus. Die Konferenzen für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen 1972 in Stockholm und 1992 in Rio de Janeiro setzten Zeichen. Sie waren geprägt von der Debatte um nachhaltiges Wirtschaftswachstum basierend auf Ökotechnologie, Weiterqualifizierung von Arbeitnehmern und technisch-wissenschaftlicher Entwicklung. Ergebnis der Konferenz von Rio war die Agenda 21, welche Leitlinien für nachhaltige Entwicklung im 21. Jahrhundert liefert. Unter anderem wird der Öko Tourismus als ein Segment des Fremdenverkehrs genannt, das den Erhalt der Natur, soziale Verantwortlichkeit und die Entwicklung der lokalen Wirtschaft propagiert.

Einstieg und Entwicklung in Brasilien

Parallel zur weltweiten Diskussion um Nachhaltigkeit wurde der Begriff des Eco Tourismus Ende der achtziger Jahre in Brasilien eingeführt. Das brasilianische Institut für Tourismus EMBRATUR initiierte 1985 das „Projekt Ökologischer Tourismus“. Zwei Jahre später entstand eine nationale technische Kommission, die gemeinsam mit dem brasilianischen Institut für Umwelt und natürliche Ressourcen IBAMA den Öko Tourismus in Brasilien reguliert. Im selben Zeitraum wurden erstmals Kurse für spezialisierte Guides angeboten.

1994 veröffentlichten EMBRATUR und IBAMA in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Wissenschaft & Technologie und dem Umweltministerium einige Eckpunkte für die Entwicklung des Öko Tourismus:

  • Reglementierung
  • Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Institutionen der öffentlichen und privaten Hand
  • Qualifizierung von Arbeitskräften
  • Qualitätskontrollen
  • Verbesserung der Infrastruktur
  • Maßnahmen zur gezielten Förderung des Öko Tourismus
  • Sensibilisierung der Touristen für Umweltfragen
  • Einbezug der örtlichen Bevölkerung

Optimale Voraussetzungen

Brasilien ist eines der Länder mit der größten Biodiversität und damit prädestiniert für den Eco Tourismus. Die unterschiedlichen Ökosysteme Amazonas, Atlantischer Regenwald, Grassteppe (Pampa), Savanne (Cerrado), semiaride Steppe (Caatinga), Pantanal sowie Küsten- und Meeresregionen bilden ein buntes Portfolio.
Basierend auf wissenschaftlichen Studien legte die brasilianische Bundesregierung so genannte Pólos de Ecoturismo fest. Diese geografischen Zonen beherbergen speziell für den Öko Tourismus interessante Ziele und genießen Priorität bezüglich öffentlicher und privater Investitionen.
Nach Schätzungen sind mittlerweile um die zehntausend private Unternehmen und Institute in Brasilien auf den Bereich Öko Tourismus spezialisiert und Brotgeber für tausende Arbeitnehmer. Etwa eine Millionen Menschen pro Jahr praktizieren den nachhaltigen Tourismus im größten südamerikanischen Land. Während der Fremdenverkehr weltweit insgesamt um 7,5 Prozent jährlich ansteigt, liegt das Wachstum des Eco Tourismus bei 20 Prozent pro Jahr.

Gelebter Eco Tourismus in Brasilien

Nach so viel Theorie möchten wir Ihnen für die Planung Ihres nächsten Brasilien Urlaubes nun Destinationen vorstellen, die den Öko Tourismus beispielhaft umsetzen.

Bonito gilt als Referenz für nachhaltigen Eco Tourismus in Brasilien. Die Liste der möglichen Aktivitäten scheint endlos: nächtliche Tauchgänge, Höhlentouren, Abseilen, Wandern, Rafting, Hochseilklettern, Schnorcheln im Rio Prata, Kayaken…

Das Pantanal ist bekannt für seine überbordende Flora und Fauna. Besonders Reitausflüge und Wanderungen zur Tierbeobachtung sowie Angeln und Kanu fahren sind beliebt. Um das Ökosystem des Pantanals besser kennenzulernen, empfehlen wir die Übernachtung auf einer Fazenda (landwirtschaftlicher Betrieb), wo eine Foto Safari, Piranhaangeln und Nachtsafaris zum Programm gehören.

Naturliebhaber zieht es auf die Insel Fernando de Noronha. Per Boot, zu Fuß oder mit dem Fahrrad kann die Landschaft erkundet werden. So wurde 2015 das nachhaltige Projekt „Bike Noronha“ gegründet. Auch Taucher und Wassersportler kommen voll auf ihre Kosten.

Die Reserva Mamirauá befindet sich circa 600 Kilometer von Manaus entfernt. Das gleichnamige Institut für nachhaltige Entwicklung und die Pousada Uakari sind Teil des Reservates. Die Pousada (Gasthaus) bietet neben Boots- und Kanuausflügen auch nächtliche Tierbeobachtungen und Besuche bei den indigenen Ribeirinhas an.

Im brasilianischen Nordosten liegt der Nationalpark Jericoacoara. Auf 200 Quadratkilometern können die Besucher zahlreiche Attraktionen erleben. Die Sanddünen, Lagunen und Mangroven lassen sich hervorragend per Buggy entdecken. Abends bewundert man von den Dünen aus einen malerischer Sonnenuntergang. Der Aufstieg zu Fuß lohnt sich!

Brasilien verfügt über viele Hochplateaus. Besonders schön ist die Chapada Diamantina. Im Herzen Bahias können Täler, Canyons und Wasserfälle erwandert werden. Ein Bad in natürlichen Pools bringt immer eine willkommene Erfrischung. Unsere Tipps: Schnorcheln im Poço Azul („Blauer Brunnen“) und den Sonnenuntergang vom Berg Pai Inácio aus verfolgen.

Zu guter Letzt empfehlen wir interessierten Öko Touristen die Gegend rund um Florianópolis. Die malerischen Strände laden zum Surfen oder Stand Up Paddling ein. Whale Watching, Sandboarding und Reiten runden das Reiseerlebnis ab. Auch Wandern im Atlantischen Regenwald ist Genuss pur für alle Naturfreunde.

Dass sich der Eco Tourismus in Brasilien voll etabliert hat, steht außer Frage. Manch einem mag bei dem reichen Angebot die Entscheidung schwer fallen, in welche Region die Reise führen soll...

Quelle: www.turismo.gov.br

Quelle: Aventura do Brasil