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Sojaanbau in Brasilien – Was die eiweißreiche Bohne mit dem Schnitzel auf unserem Teller zu tun hat

14.02.2022
Kleinbauer in Brasilien contra Sojaanbau

Sojamilch, Sojasoße, Sojaöl, Tofu und das Schnitzel auf unserem Teller. All diese Produkte beinhalten Soja, ob direkt oder indirekt sei erst mal dahingestellt. Aber wer kennt sie nicht, die Sojabohne? Brasilien ist der weltweit größte Produzent von Soja und exportiert einen Großteil seiner Ernte nach China und Europa. Auf einer Fläche, ungefähr so groß wie Deutschland, bedecken kilometerlange Monokulturen den Boden der brasilianischen Bundesstaaten Paraná, Santa Catarina, Rio Grande do Sul und Mato Grosso. Auf einer Brasilien Reise durch diese Gebiete sind die Plantagen kaum zu übersehen.

Doch Soja wird auf Flächen angebaut, auf denen ehemals tropische Regenwälder standen. Die Wunderbohne wird weltweit in Massentierhaltungen als billiges, eiweißreiches Futtermittel für Schweine, Hühner und Rinder eingesetzt, damit wir günstiges Fleisch kaufen können. Zudem kommen rund 20 Prozent des Sojas für Tierfütterung in Europa aus illegaler Abholzung, zum Leid der Indigenen und Kleinbauern. Gewinner des Sojabooms hingegen sind die Großgrundbesitzer, die über 76 Prozent der bewirtschafteten Flächen und 86 Prozent der Agrarkredite verfügen. Für die einen ist der Sojaanbau in Brasilien ein Segen, für andere eine Katastrophe.

Die Wälder müssen weichen – Verlust von Biodiversität

Für die gigantischen Sojafelder werden Wälder im großen Stil gerodet. So meldete das Institut für Weltraumforschung 2019, dass der Amazonas Regenwald so schnell abgeholzt wird, wie in den vergangenen zehn Jahren nicht mehr. Zwischen August 2018 und Juli 2019 seien 9.762 Quadratkilometer Wald gerodet worden. Das seien 30 Prozent mehr als ein Jahr zuvor und so viel wie nie seit 2008. Diese Entwicklung hat unter anderem mit der Wahl von Jair Bolsonaro zum Präsidenten Brasiliens zu tun, weil sich der Politiker für eine Lockerung von Vorschriften zum Naturschutz und zum Schutz der Gebiete von Ureinwohnern ausgesprochen hat, um die Wirtschaft voranzubringen. Dies führte auch zur Zunahme von illegalen Rodungen, trotz des seit 2006 geltenden Sojamoratoriums. Die Vereinbarung zwischen Sojaindustrie, Politik und Zivilgesellschaft verbietet den Kauf von Soja aus illegal abgeholzten Gebieten des Amazonasgebietes. Dadurch wurde das Problem jedoch nicht gelöst, sondern nur verschoben. Statt im Amazonasgebiet wird inzwischen Wald für Soja in Brasiliens Steppenlandschaft Cerrado gerodet. Auch dort ist ein massiver Verlust von Biodiversität die Folge.

Konflikte um Land

Mit der Ausweitung des Sojaanbaus gehen Konflikte um Landnutzungsrechte einher. Häufig werden Indigene und Kleinbauern von dem Land vertrieben, auf dem sie seit vielen Jahren leben und Landwirtschaft betreiben. Eigentlich sieht die brasilianische Verfassung den Schutz der Gebiete der Indigenen vor. Seit Beginn der Amtszeit von Bolsonaro gerät dieses Recht jedoch immer mehr in Vergessenheit. Heute leben einige Indigene unter prekären Bedingungen am Rand von Sojaplantagen, in der Hoffnung, irgendwann ihr Land zurückzubekommen.

Umweltprobleme durch Gentechnik

Ein Großteil des brasilianischen Sojas ist gentechnisch verändert, und für den Anbau werden große Mengen an Herbiziden verwendet, die unerwünschtes Unkraut vernichten. Das bekannteste Herbizid ist Glyphosat, das jedoch nachweisbar zu zahlreichen Gesundheitsproblemen und sogar Krebs führen kann. Da inzwischen einige Unkräuter resistent geworden sind, spritzen die Landwirte Pestizide in immer größeren Dosierungen und greifen auf gefährliche Gifte zurück. Die Rückstände der Pestizide in Trinkwasser und Boden führen zu einer bedeutenden Gefahr für Mensch und Umwelt.

Nun ist es aber nicht so, dass Brasilien ausschließlich gefährliche Sojabohnen exportiert. 2015 wurden rund 5 Millionen Tonnen der weltweiten Ernte als gentechnikfrei zertifiziert und verkauft. Von diesem zertifizierten Soja liefert Brasilien 80 Prozent. Die Zertifizierung nach dem Pro Terra Standard schließt die Naturzerstörung sowie den Einsatz besonders giftiger Pestizide aus, und Landraub soll unterbunden werden. Eine solche Zertifizierung ist jedoch freiwillig und ersetzt keine staatlichen Regelungen zum Anbau und Import von gentechnisch veränderten Pflanzen. Außerdem ist nicht nachvollziehbar, ob und wie häufig die strengen Kontrollen der Zertifizierung stattfinden.

Die brasilianische Regierung spricht zwar von Umweltschutz, doch sie will auch Devisen erwirtschaften, weil das Land hoch verschuldet ist. Deshalb werden Straßen ausgebaut, wie zum Beispiel die BR 163, der brasilianische „Soja-Highway“, der sich mehr als 1.700 Kilometer quer durch den brasilianischen Regenwald zieht. Auf dieser Straße werden Sojabohnen aus dem Bundesstaat Mato Grosso nach Santarém am Amazonas transportiert. Von dort transportieren Schiffe das Soja auf dem Amazonas zu den großen Häfen am Atlantik und von dort weiter in die ganze Welt, hauptsächlich nach China und Europa.

Vielleicht verleitet Ihr Interesse für die Wunderbohne Sie zu einer Tour auf diesem Highway im nächsten Brasilien Urlaub. Wie wäre es? So bekommen Sie selbst ein Bild vom Ausmaß des Sojabooms und den leider bereits großen gerodeten Flächen in diesem wunderschönen Naturparadies. Solange es die Nachfrage nach Soja zur Tierfütterung gibt, bleibt das Problem bestehen. Deswegen sollten wir demnächst eventuell zweimal darüber nachdenken, ob sich der Geschmack des saftigen, aber billigen Schnitzels auf unserem Teller lohnt. Damit wollen wir niemanden zum Vegetarismus auffordern, aber zum bewussten Kauf von Tierprodukten im Gedanken an die Folgen des Sojaanbaus in Brasilien...

Quellen: www.aktion-agrar.de, www.faszination-regenwald.de, www.merkur.de

Quelle: Aventura do Brasil