Rio de Janeiro – Die Stadt des Karneval

Die ehemalige Hauptstadt Brasiliens, Rio de Janeiro, liegt im gleichnamigen Bundesstaat und ist ein beliebtes Ziel auf Brasilien Reisen. Die Cidade Maravilhosa, auf Deutsch die „Wunderbare Stadt“, begeistert ihre Besucher mit vielen Sehenswürdigkeiten wie dem Corcovado und der darauf stehenden Christusstatue, dem Zuckerhut, dem Kultstrand Copacabana, der bekannten Zahnradbahn von Santa Teresa, Samba und natürlich dem berühmten Karneval. Der sogenannte Carnaval wird in Rio mit spektakulären Paraden der Sambaschulen gefeiert, die in der ganzen Welt bekannt sind.
Doch wissen Sie auch, wie die Tradition des Karneval in Rio de Janeiro begann und seit wann Samba ein Teil davon ist?

Karneval ist seit jeher eine Massenveranstaltung, und schon die Griechen und Römer veranstalteten ähnliche Feierlichkeiten. Später machte die römisch-katholische Kirche den Karneval zu einem Fest, das dem Aschermittwoch, dem ersten Tag der Fastenzeit im christlichen Kalender, vorausging. Entrudo, ein portugiesisches Fest, soll den Karneval in Rio de Janeiro beeinflusst haben. Die ersten Karnevalstänze in Rio fanden 1840 statt, und die Teilnehmer tanzten Polka und Walzer. Erst 1917 wurde der Samba eingeführt.
Die einwöchigen Karnevalsfeierlichkeiten in Rio sind heute sehr berühmt und werden von Millionen von Menschen aus der ganzen Welt besucht, wobei die Paraden der Sambaschulen im Sambódromo im Mittelpunkt stehen.

Die ersten Karnevalsveranstaltungen in Italien waren im allgemeinen Maskenbälle mit Kostümen. Die Tradition verbreitete sich schnell in anderen europäischen Ländern, darunter auch in Portugal, und führte zur Entstehung des Karneval in Brasilien. Der starke afrikanische Einfluss auf den Karneval ist darauf zurückzuführen, dass die Portugiesen Sklaven aus Afrika nach Brasilien brachten. Die Sklaven trugen Masken und Kostüme aus Federn, Knochen, Gras und anderen Elementen, weil sie an deren Kraft glaubten, die Götter zu beschwören und böse Geister zu vertreiben. All dies gehört zu den alten afrikanischen Bräuchen, deren traditionelle Dekorationen auch in den Kostümen im heutigen Karneval in Rio verwendet werden.

Seit 1917 wird Samba in Form von Musik und Tanz mit dem brasilianischen Karneval in Verbindung gebracht. Er stammt ursprünglich aus Westafrika und Angola und wurde von Sklaven nach Brasilien gebracht, die in Zeiten des Leidens Trost in dieser Art von Musik fanden. Mit der Abschaffung der Sklaverei ließen sich viele der Sklaven in Orten wie Cidade Nova und Praça Onze nieder, die zu wichtigen Sambazentren wurden. Durch die steigende Popularität des Samba begannen Komponisten, Musiker und Tänzer sich regelmäßig zu treffen, und es wurden Vereine und Verbände gegründet. So entstanden die ersten Sambaschulen. Es wurde auch die „Associação das Escolas de Samba da Cidade do Rio de Janeiro“ gegründet, die die Paraden der Sambaschulen beim Karneval in Rio organisiert. „Deixa falar“ war im Jahr 1928 die erste Sambaschule Rios. Seitdem haben sich die Sambaschulen weiterentwickelt, und ihr Wachstum und ihre Organisation ähneln den modernsten Unternehmen mit einer großartigen Infrastruktur. Alle Schulen haben einen treuen Unterstützerkreis und werden von einer definierten Organisationsstruktur gut geführt.

Bis 1984 war die Avenida Presidente Vargas, eine der ältesten Straßen Rios, der Ort, an dem die Sambaschulen auftraten. Mit der wachsenden Popularität des Karneval wurde es notwendig, auf beiden Seiten der Bahn in der Rua Marquês de Sapucaí Betonbauten zu errichten. Der von Oscar Niemeyer entworfene Bau wurde Sambódromo genannt und dient als Bühne für die Paraden. Jedes Jahr verwandeln Tausende von Tänzern, Sängern und Musikern der Sambaschulen den Karneval von Rio in ein Spektakel aus Festwagen, Kostümen und Trommeln im Sambódromo. Die Präsentationen sind umwerfend, und jede Schule hat etwa 75 Minuten Zeit, um zu zeigen, was sie das ganze Jahr über geleistet hat. Der Karnevalssonntag und -montag gelten als die beiden wichtigsten Tage, an denen die zwölf besten Sambaschulen um den Titel des Meisters kämpfen.
Tausende von Touristen aus der ganzen Welt strömen nach Rio, um den Paraden beizuwohnen und im echten brasilianischen Stil zu feiern. Was den Karneval von Rio so einzigartig macht, ist die Tatsache, dass die Schulen jedes Jahr ein anderes Thema präsentieren. Außerdem gibt es weder die gleichen Kostüme noch die gleiche Inszenierung, was diese Veranstaltung zu einem sehr unterhaltsamen Ereignis macht.

Die Vorbereitungen für den Karneval beginnen in den Sambaschulen fast ein Jahr vor den Umzügen. In Rio de Janeiro gibt es mehr als 70 Sambaschulen, die während der vier Karnevalstage alle auf der Bühne stehen. Jede von ihnen hat ihre eigene Flagge und ihren eigenen Stil, der sich in ihrer Parade widerspiegelt. Die Vorbereitungen lassen sich in der Regel in zwei Bereiche unterteilen. Zum einen in die Proben der sogenannten Baterias, der Trommelgruppen, Tänzer und anderen Teilnehmern, und zum anderen in die Herstellung der Wagen und der Kostüme, die in „Cidade do Samba“, der „Stadt des Samba“, stattfindet.

Um das Publikum 75 Minuten lang zu unterhalten, braucht es nicht nur eine monatelange Vorbereitung, sondern auch mehrere tausend Teilnehmer. Im Folgenden stellen wir die wichtigsten Teilnehmer und Bestandteile einer Sambaschule vor.

Jede Parade beginnt mit dem Auftritt der Comissão de Frente. Die Kommission besteht aus 10 bis 15 Tänzern oder Mitgliedern der Schule, die dafür verantwortlich sind, die Zuschauer und Juroren auf das kommende Spektakel vorzubereiten. In der Vergangenheit wurde die Comissão de Frente von älteren Mitgliedern der Schule gebildet, die Schlagstöcke trugen, als ob sie die Sambaschule schützen würden. Im Laufe der Jahre begannen die Schulen, in professionelle Darsteller, Choreografen und Tänzer zu investieren, um die Präsentation zu bereichern.

Das Paar Mestre-Sala und Porta-Bandeira ist für das Tragen der Fahne während der Parade verantwortlich, die eines der wichtigsten Symbole der Präsentation ist. Ursprünglich bestand die Aufgabe des Mestre-Sala darin, den Fahnenträger zu schützen, da es unter rivalisierenden Verbänden üblich war, die Fahne des Konkurrenten zu stehlen. Die Kostüme des Paares werden traditionell in den Farben der Schule angefertigt, dem Thema der dargestellten Geschichte angepasst und mit luxuriösen Details versehen.

Als einer der am meisten erwarteten Momente der Paraden ist der Flügel der Baianas heute den erfahrensten Frauen der Schule vorbehalten. In den Anfangsjahren der Schulen traten in dieser Sektion nur Männer auf. Die Kostüme erinnern an die alten Frauen aus Bahia, die in Rio de Janeiro zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als Samba noch unter Vorurteilen litt, die Sambatänzer zu sich nach Hause eingeladen haben und sie dort tanzen ließen.

Das Herzstück der Schule sind die Baterias, eine Gruppe von 250 bis 300 Perkussionisten, die die Energie erzeugen und das Tempo der 75-minütigen Präsentation der Gruppe vorgeben. Die Bateria besteht in der Regel aus Instrumenten wie verschieden großen Trommeln, Rasseln, Tamburinen, Cuícas (Reibetrommeln), Agogôs (Aufschlagidiophonen), Reco-Recos und Becken. Jede Schule variiert diese Komposition, wobei jedoch keine Blasinstrumente verwendet werden.

Er ist für den Ablauf des Samba-Enredo während der Parade verantwortlich und wird in der Regel von einer Gruppe von Backgroundsängern unterstützt, die neben oder über der Musikanlage gleich nach der Bateria mitmarschieren.
Der volkstümliche Begriff Puxador geht davon aus, dass alle Mitglieder der Schule während der Parade den Samba singen müssen, sodass die Musik nur von den Profis gestartet oder getragen werden sollte. Neben der musikalischen Interpretation ist es die „Stimme“ der Sambaschule, die die Mitglieder und das Publikum begeistern muss.

Diese Gruppe besteht aus etwa 20 jungen Frauen und Männern, den besten Tänzern der Sambaschule, die während der Präsentation den viel besprochenen Samba-no-pé aufführen. Mit ihrer Aufgabe, die Zuschauer zu verzaubern und zu verführen, bringen die Tänzerinnen und Tänzer eine fröhliche und entspannte Atmosphäre in die Parade und ermutigen das Publikum zur Teilnahme.

Die Velha Guarda ist von großer Bedeutung für die Schulen und für die Erhaltung der Sambakultur. Ihre Mitglieder haben die Aufgabe, die Geschichte der Sambavereine an die neue Generation weiterzugeben und die Traditionen des brasilianischen Karneval lebendig zu halten. Sie gelten, wie ihr Name schon sagt, als „Hüter“ der Identität der Sambaschulen. Im Allgemeinen nimmt die Velha Guarda an den Umzügen in einem Flügel teil, der die Prozession abschließt, und ihre symbolträchtigsten Mitglieder befinden sich im Normalfall auf dem letzten Wagen.

Die Teilnehmer an der Parade, etwa 3.500 pro Schule, sind in mehrere Gruppen unterteilt, die auch Alas genannt werden und jeweils eine klar definierte Rolle haben. Die Gruppen führen dieselbe Choreografie auf und tragen dieselbe Art von Kostümen, die bestimmte Aspekte des jeweiligen Themas veranschaulichen.

Der Carnavalesco ist meistens für die Auswahl des Jahresthemas verantwortlich. Er ist verantwortlich für das Design und die Entwicklung der Kostüme und Festwagen, die von der Schule präsentiert werden. Darüber hinaus überwacht er die Proben und ist in Zusammenarbeit mit der Karnevalsleitung der Schule für die künstlerische Leitung des Spektakels verantwortlich.
Es sind häufig Fachleute aus den Bereichen Theater, Tanz, bildende und darstellende Kunst anzutreffen. Die großen Karnevalskünstler des Karneval von Rio sind, wie auch Filmregisseure, für ihren persönlichen Stil bei den Paraden und ihre besondere Vorliebe für bestimmte Themen bekannt.

Der Samba-Enredo ist einer der wichtigsten Bestandteile der Parade, denn er ist die musikalische Umsetzung des Themas. Er ist der Soundtrack des Festes und soll die Teilnehmer der Parade zu noch mehr Begeisterung anspornen. Jede Sambaschule definiert ihren Samba nach einem schulinternen Wettbewerb.

Der Enredo ist für eine Sambaschule wie das Drehbuch für einen Film. Er ist das Thema, das die Schule in ihrer 75-minütigen Präsentation behandeln wird. Es muss eine Geschichte sein, die vorzugsweise einen Anfang, eine Mitte und ein Ende hat. Es können historische oder kritische Themen behandelt werden oder Personen, Orte und andere Künste hervorgehoben werden.

Wenn man an den Karneval in Rio denkt, kommen einem als erstes die kreativen und originellen Kostüme in den Sinn. Die wichtigste Funktion der Kostüme besteht darin, die Geschichte auf eine karnevalistische Weise zu erzählen.

Wenn eine Sambaschule mit ihrer Parade beginnt, zieht sie mit Sicherheit die Aufmerksamkeit aller auf sich. Dabei spielen auch die sogenannten Alegorias und Adereços eine große Rolle.
Die Alegorias bestehen aus den Kulissen, die sich auf den Wagen befinden, die mit einfachen Mitteln bewegt werden müssen und von den Mitgliedern der Schule geschoben werden. Die Größe der Alegorias darf die in der Verordnung festgelegten Maße von 8,50 Metern Breite und 9,80 Metern Höhe nicht überschreiten.
Bei den Adereços handelt es sich um Requisiten, die auf dem Boden erscheinen, das heißt nicht auf den Wagen angeordnet sind, und die in der Regel auf den Köpfen und Händen der Schulmitglieder erscheinen. Aus der Ferne bilden sie eine schöne Komposition aus Farben und Bewegung, vor allem wenn sich die Gruppe mit einer gut einstudierten Choreografie im gleichen Rhythmus bewegt.

Lust bekommen, den echten Karneval in Rio de Janeiro während Ihres nächsten Brasilien Urlaubes zu erleben? Kein Problem! Bei unserem 5-tägigen Reisebaustein „Karneval in Rio de Janeiro erleben“ lernen Sie in der Kleingruppe eines der größten Feste der Welt kennen. Neben Ausflügen zu den bekannten Sehenswürdigkeiten, erkunden Sie gemeinsam mit einem Guide den Straßenkarneval und besuchen auch das Sambódromo, wo die bunten Paraden der Sambaschulen Sie verzaubern werden.

Quellen: prefeitura.rio, www.cnnbrasil.com.br, www.riocarnaval.com, www.riodejaneiroaqui.com