Proklamation der Republik
Die Anfänge der brasilianischen Demokratie
Wer eine Brasilien Reise plant, beschäftigt sich gerne intensiv mit Land und Leuten. Da darf natürlich auch die Historie nicht zu kurz kommen. Am fünfzehnten November wird der „Proclamacao da Republica“ gedacht (zu deutsch „Ausrufung der Republik“). Ein landesweiter Feiertag, der Brasiliens erste Schritte in die Demokratie zelebriert.
Nachdem die Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Portugal 1822 erstritten war, regierte ein Monarch den neu gegründeten Staat. Schon der zweite Kaiser Dom Pedro bekam in seiner Amtszeit ab 1840 große Probleme. Revolutionäre Trends in der Politik und verschiedene Interessengruppen erschwerten seine Regierungsgeschäfte. Trotz Vermittlungsbemühungen wollte ihm keine Aussöhnung gelingen. Vor allem die strittige Frage der Sklaverei führte zu immensen Spannungen. Intellektuelle, Militär und Presse forderten die Abschaffung der Leibeigenschaft, um die brasilianische Gesellschaft und Wirtschaft zu reformieren. Die Gegner der Sklaverei sahen in selbiger die Ursache für die Rückständigkeit Brasiliens. Fazendeiros (Großgrundbesitzer) aus dem Nordosten und Süden opponierten. Die Kaffeebauern aus dem Raum Sao Paulo votierten hingegen für die Entlohnung von qualifizierten Arbeitskräften. Eine schier unvereinbare Spaltung des Landes war die Folge. Die endgültige Abschaffung der Sklaverei 1888 – Brasilien war das letzte Land, das selbige bis dato erlaubte – trieb den Konflikt auf die Spitze. Wobei die Mehrheit der Abolitionisten hinter dem Alleinregenten stand und dieser selbst die Aufhebung der Leibeigenschaft vorantrieb. In dieser Zeit gewann republikanisches Gedankengut an Popularität. Brasilien war das einzige monarchistisch regierte Land Amerikas und entwickelte sich nun zu einer Bühne für Republikaner. Diese begeisterten mehr und mehr Gesellschaftsschichten. Gleichzeitig schwand die bedingungslose Unterstützung konservativer Politiker für den Kaiser. Tagtäglich schien der Herrscher zu beweisen, dass er nicht mehr in der Lage war, sein gespaltenes Reich zu einen und in die Zukunft zu führen. Auch die Katholische Kirche mit ihrem großen Einfluss in der Bevölkerung wurde zum Gegner der Monarchie. Ein Verfassungssatz gab Dom Pedro das Vorrecht, Pfarrer, Bischöfe und Kardinäle zu ernennen. Er war bekennender Freimaurer und dementsprechend verteilte er seine Gunst. 1864 verbot der Vatikan offiziell die Existenz von Freimaurer Kirchen. Dem Papst folgende Kirchenmänner in Brasilien bestrafte der Kaiser. In Rom erklärte man daraufhin den brasilianischen Monarchen für autoritär und abtrünnig. Die Entzweiung war unumkehrbar.
Im gleichen Atemzug wuchs der politische Einfluss des Militärs. Mit dem überwältigenden Sieg im Paraguay Krieg nahm die Zahl an Bewunderern zu. Viele junge Männer der Mittel- und Unterschicht traten in die Armee ein. Diese war geprägt von positivistischem Gedankengut. Ordnung galt als der Weg zum Fortschritt, was die eigene Wichtigkeit für das Land steigen ließ. Das Heer fühlte sich vom Staatsoberhaupt nicht wertgeschätzt und ging so weit, Befehle zu verweigern und öffentlich Kritik zu üben. Die 1873 gegründeten republikanischen Parteien „Partido Republicano“ und „Partido Republicano Paulista“ benutzten gezielt die Streitmacht, um den Regierungssturz voranzutreiben. Im Parlament wurden die reformistischen Ideen des Kaisers blockiert und die Presse heizte die Stimmung weiter an. 1889 kam es schließlich zum Sturz Dom Pedros. Der oberste Heeresführer Marechalo Deodoro da Fonseca marschierte mit seinen Truppen in der damaligen Hauptstadt Rio de Janeiro ein und trieb die kaiserliche Familie in die Verbannung. Am fünfzehnten November rief der republikanische Politiker Jose do Patrocinio die neue Staatsform aus.
Das koloniale Erbe des Landes ist noch heute vielerorts präsent. Einen Brasilien Urlaub kann man leicht zur Geschichtsstunde machen und sich ganz der Reise in die Vergangenheit widmen. Also nichts wie los!
Quellen: mundoeducacao.com, brasilescola.com