Oscar Niemeyer – Der größte Architekt Brasiliens
Oscar Ribeiro de Almeida Niemeyer Soares Filho, geboren am 15. Dezember 1907 in Rio de Janeiro, war ein berühmter brasilianischer Architekt und gilt als Pionier der modernen brasilianischen Architektur. Niemeyer entwarf zahlreiche öffentliche Gebäude für die brasilianische Hauptstadt Brasília, die 1987 zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Nach seinem Tod am 5. Dezember 2012 wurden seine Architekturzeichnungen und Baupläne 2013 von der UNESCO zum Weltdokumentenerbe erklärt. Das so geschaffene Erbe ist für jeden zugänglich, der sich für Städte und Architektur interessiert, und sollte im Brasilien Urlaub auf jeden Fall gesehen werden!
Aufstieg
Oscar Niemeyer begann nach dem Schulabschluss 1928 ein Studium an der „Escola Nacional de Belas Artes“, der „Nationalen Kunstschule“ in Rio de Janeiro, und folgte den innovativen Lehren ihres Direktors Lúcio Costa. Er ergänzte seine Ausbildung durch das Studium der Kolonialarchitektur und des südamerikanischen Barocks, vor allem aber der Schriften von Le Corbusier, die für ihn eine wahre Inspirationsquelle darstellten.
Im Jahr 1934 schloss er sein Studium als Ingenieur und Architekt ab und eröffnete 1936 sein erstes Unternehmen. Im Jahr 1937 entwarf er die „Obra do Berço“ in Rio de Janeiro, sein erstes Bauprojekt. Niemeyer lernte die Methoden des Meisters der Moderne so gut kennen, dass seine Pläne für das ESM-Projekt von Costa für den Bau zwischen 1936 und 1943 ausgewählt wurden.
Dabei arbeitete er unter anderem mit Carlos Leão, Affonso Eduardo Reidy, Jorge M. Moreira und Ernani Vasconcelos zusammen und lernte den Architekten Le Corbusier kennen, der auf Einladung von Lúcio Costa und Gustavo Capanema, Minister für Bildung und Gesundheit der Regierung Getúlio Vargas, nach Rio de Janeiro kam, um als Berater für die Projekte ESM und Cidade Universitária zu fungieren. Dadurch erlangte der später berühmte Architekt erste Bekanntheit und konnte gleichzeitig von vielen verschiedenen Architekten lernen.
Erfahrungen
Nach einer weiteren Zusammenarbeit mit Le Corbusier beim Bau eines Kindergartens in Rio im Jahr 1937 entwarf Niemeyer 1938 das Haus des brasilianischen Dichters Oswald de Andrade. Er übernahm im folgenden Jahr die Leitung des Architektenteams mit Lúcio Costa und Le Corbusier als Berater. Mit dem brasilianischen Pavillon auf der New Yorker Weltausstellung 1938, den er zusammen mit Costa und Paul Lester Wiener entwarf, gab er sein Debüt auf der internationalen Bühne.
Zu seinen ersten eigenständigen Arbeiten gehört das Grand Hotel in Ouro Preto aus dem Jahr 1940, das moderne und traditionelle Elemente geschickt miteinander verbindet.
Im Auftrag der Regierung organisierte er 1940 eine Ausstellung der brasilianischen Industrie in Buenos Aires.
Doch vor allem mit den Bauten in Pampulha, einem Vorort von Belo Horizonte, entwickelte Niemeyer seinen eigenen Stil, der aus den später typischen schönen, sinnlich geschwungenen Oberflächen besteht, die verschiedene Emotionen und Gefühle hervorrufen sollen und einen starken barocken Einfluss zeigen. Dadurch erlangte der berühmteste Architekt Brasiliens auch internationalen Ruhm.
Brasília – Das Highlight Brasiliens
Sein berühmtestes Werk ist jedoch die Planung der heutigen brasilianischen Hauptstadt Brasília. Bei der Planung der neuen Hauptstadt Brasília in den Jahren 1956 bis 1960 wurde Niemeyer als Hauptarchitekt in zahlreichen Regierungsaufträgen eingesetzt. Zu den Werken des riesigen Stadtplanes gehören der Präsidentenpalast, der „Platz der Drei Gewalten“, das Stadtmuseum, die Sitze von 11 Ministerien und die Stadtkathedrale sowie das Rathaus. Damit hat sich Oscar Niemeyer als einer der wichtigsten Architekten Brasiliens etabliert.
Niemals müde
Nach dem Militärputsch von 1964 verließ Niemeyer das Land und zog nach Paris, wo er sein Architekturbüro gründete. 1985 kehrte er schließlich nach Brasilien zurück und wurde kurze Zeit später, 1988, mit dem renommierten „Pritzker-Architekturpreis“ ausgezeichnet. Nach der Einweihung von Brasília 1960 setzte er seine Karriere in seinem kühnen, persönlichen, energiegeladenen und dennoch ausgewogenen Stil fort, der weit vom reinen Funktionalismus entfernt ist. Beispiele sind der „Campus Universitario di Constantina“ in Algerien von 1968, das Kulturzentrum von Le Havre von 1982 und das „Lateinamerikanische Kulturzentrum“ in São Paulo von 1992, das „Museum für Zeitgenössische Kunst“ von Nitéroi in Rio von 1996 und das „Museum für Plastische Kunst“ in Curitiba von 2003, das größte Museum seiner Art in Südamerika. Bei der Erstellung dieser Werke war Oscar Niemeyer schon über 90 Jahre alt. Niemeyer ging nie offiziell in den Ruhestand und arbeitete bis ins hohe Alter weiter. Bis weit ins 21. Jahrhundert hinein betrieb er sein Atelier in Rio de Janeiro.
Eigener Stil
Niemeyer hat unbestreitbar die Grundlagen der zeitgenössischen brasilianischen Architektur gelegt. Leichtigkeit und Einfachheit, mit einer starken Präsenz von Dekoration und Symbolik, und das alles in monumentalem Maßstab. Es handelt sich um Werke von außerordentlicher formaler Vielfalt, mit Lösungen, die von streng rechteckigen Blöcken bis zu kühnen parabolischen Gewölben reichen. Gleichzeitig vernachlässigte er nie den Nutzen seiner Bauwerke. Zu diesem Zweck baute er viele Kurven und weiche Konturen ein, wobei er stets darauf achtete, genügend Freiraum zu lassen. Auf diese Weise verband der brasilianische Architekt das Äußere in einem oft barocken Stil mit der notwendigen Funktionalität und verrichtete so Pionierarbeit in der Architektur in Brasilien.
Künstlerisches Erbe
Oscar Niemeyer war ein unermüdlicher Künstler, der mit seinen architektonischen Werken in vielerlei Hinsicht Geschichte geschrieben hat. Obwohl Oscar Niemeyer nicht mehr lebt, hinterlässt er mehr als 600 Gebäude in Brasilien und im Ausland. Der berühmteste Architekt Brasiliens ist somit zu einem Markenzeichen des Landes geworden! Sein letztes Projekt, der digitale Fernsehturm von Brasília, wurde 2012, nur wenige Monate vor seinem Tode, fertiggestellt. Halten Sie doch während Ihrer Brasilien Reise Ausschau nach Oscar Niemeyers Gebäuden und lassen Sie sich von seiner Kunst inspirieren!
Quellen: www.floornature.de, www.oscarniemeyer.org.br