Neues Weltkulturerbe in Rio de Janeiro
Der ehemalige brasilianische Sklavenhafen „Cais do Valongo“
Auf Ihrer nächsten Brasilien Reise haben Sie die Möglichkeit als einer der Ersten das neuste Weltkulturerbe Brasiliens in Rio de Janeiro zu besuchen. Erst kürzlich hat das Welterbe-Komitee der UNESCO (dt.: Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur) den ehemaligen Sklavenhafen „Cais do Valongo“ (Valongo-Kai) in die Liste der schützenswerten Kulturgüter aufgenommen.
Die Überreste der historischen Hafenanlage, welche im Jahre 1811 errichtet wurde, sind 2010 während Ausgrabungen wiederentdeckt worden. Bereits zwanzig Jahre nach deren Errichtung sollten die Kaianlagen jedoch offiziell nicht mehr zu ihrem eigentlichen Zweck, dem gewaltsamen Transport afrikanischer Sklaven, genutzt werden, da die Sklaverei in Brasilien, auf Grund von politischem Druck seitens Englands, verboten wurde. Tatsächlich wurde der Sklavenhaltung in Brasilien allerdings erst 1888 ein Ende gesetzt. Es wird angenommen, dass in dieser Zeit circa 900.000 der insgesamt schätzungsweise vier Millionen Sklaven, die zwischen dem 16. Und 19. Jahrhundert von Afrika nach Südamerika verschifft wurden, an den Valongo Kais in Rio de Janeiro an Land gingen.
Die archäologische Stätte der „Cais do Valongo“, zu der unter anderem auch ein bereits 1996 entdeckter Sklavenfriedhof gehört, stellt damit eines der wichtigsten Zeugnisse der schrecklichen Geschichte der afro-amerikanischen Sklaverei dar. Um diese historisch und spirituell bedeutende Stätte ausreichend unter Schutz zu stellen, beantragte das brasilianische Denkmalamt (IPHAN) in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung von Rio de Janeiro die Aufnahme der „Cais“ in die Welterbeliste der UNESCO. Damit setzt sich die Stadt aktiv für die Aufarbeitung des Themas der Sklavenhaltung in Brasilien ein und stellt sich der historischen Verantwortung für die teils dunkle Geschichte des Landes. Das Welterbe-Komitee hat die Aufnahme nun bestätigt und erklärt, dass das Mahnmal an die unsäglichen Qualen und Gräueltaten der Sklaverei erinnern soll. Die Gedenkstätte soll einen ähnlichen Stellenwert einnehmen wie das nationalsozialistische Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau in Polen und das Hiroshima Peace Memorial in Japan.
So grausam, rassistisch und menschenverachtend der Sklavenhandel im damaligen Brasilien auch war, so stellt er doch auch einen wichtigen Grundpfeiler der heutigen Identität des Landes dar. Erst durch die Vermischung der verschiedenen Ethnien, wie die der indigenen Urbevölkerung, der Europäer und eben die der Afrikaner, konnte das Brasilien von Heute entstehen, das weltweit für seine Multikulturalität und Weltoffenheit bekannt ist. So sind heutzutage viele afrikanische Einflüsse tief in der brasilianischen Kultur verankert. Besonders der Nordosten des Landes ist eng mit den historischen Wurzeln der afrikanischen Sklaven verwoben. Prominenteste Beispiele dafür sind:
- Capoeira (eine Sportart die von afrikanischen Sklaven zur Selbstverteidigung entwickelt wurde)
- Candomble (eine afro-brasilianische Religion)
- Samba (der erst durch musikalische Einflüsse aus Afrika entstehen konnte)
Bei Ihrem nächsten Aufenthalt in Rio de Janeiro sollten Sie neben den Klassikern wie Copacabana, Zuckerhut und Co. also auch unbedingt einen Besuch der „Cais do Valongo“ mit einplanen. Und falls Sie noch mehr über die koloniale Geschichte Brasiliens erfahren möchten, sollten Sie in Ihrem Brasilien Urlaub auch definitiv einen Stopp in Salvador da Bahia einlegen. Denn die drittgrößte Stadt Brasiliens gilt als Hauptstadt der afro-brasilianischen Kultur und ist unter anderem besonders bekannt für Capoeira, Candomble und natürlich den Karneval. Das gesamte historische Zentrum der ehemaligen Hauptstadt Brasiliens wurde bereits 1985 zum Weltkulturerbe erklärt und ist ein wunderbarer Ausgangspunkt für unsere Tagestour „Das koloniale Erbe Bahias“.
Und falls Sie dann doch genug von Kultur und Großstadttrubel haben, können Sie übrigens von Salvador da Bahia aus auch hervorragend eine Mietwagentour durch den Nordosten Brasiliens unternehmen und so ganz leicht einige der schönsten Strände des Landes erreichen.
Quelle: www.unesco.de