Indigene Influencer in Brasilien – Wie sich junge Indigene eine Stimme verschaffen

Alice Pataxó, Elison Santos, Juoga, das sind die Namen der bekanntesten indigenen Influencer in Brasilien. Doch anstatt für Brasilien Urlaub, Produkte und Markenartikel zu werben, so wie es normalerweise Influencer tun, nutzen die Indigenen ihre Stimme, um gegen Vorurteile gegenüber indigenen Menschen anzukämpfen und über Traditionen und Bräuche ihrer Kultur zu informieren. Die starke Verbundenheit zur Natur veranlasst ebenso viele Indigene, im Kampf gegen den Klimawandel von den sozialen Medien Gebrauch zu machen. Die Mehrheit ist dabei relativ jung, etwa 20 Jahre alt.

Alice Pataxó ist eine von ihnen. Sie gehört, wie ihr Nachname schon verrät, zu dem Volk der Pataxó. Ein Großteil der Pataxó lebt heutzutage im Nationalpark Monte Pascoal im Süden des Bundesstaates Bahia. Sein Einkommen sichert sich das Volk durch kleinbäuerliche Landwirtschaft und den Verkauf von Schmuck. Alice sieht sich als Sprachrohr der Pataxó. Sie will im Netz die Geschichte der Indigenen neu schreiben. So steht für sie fest: „Das Internet war nie für indigene Völker gedacht. Aber es kann als Raum der Reflexion und Aufklärung dienen, den wir nutzen können.“

Immer wieder beantwortet Alice ihren Followern auf Instagram Fragen zu ihrer Identität. Mittlerweile folgen ihr 128.000 Menschen. Wer ist indigen und was macht eine indigene Lebensweise aus? Alice zeigt als junge Indigene, dass es möglich ist, Traditionen und moderne Lebensweise zu vereinen. Indem sie beispielsweise den traditionellen Kopfschmuck trägt und ihr Gesicht bemalt und gleichzeitig in der Stadt Porto Seguro lebt, wo sie Geisteswissenschaften an der Universität studiert.

Laut Alice hätten indigene Völker lange Zeit abgeschieden von der brasilianischen Mehrheitsgesellschaft gelebt. In der Öffentlichkeit wurde indigenen Perspektiven bisher kaum Beachtung geschenkt. Doch die Influencerin sieht aktuell einen Wandel: Indigene hätten sich geöffnet und nähmen immer stärker an gesellschaftlichen Debatten teil. Wenn Alice mit anderen Indigenen auf die Straße geht, um sich für den Schutz des brasilianischen Regenwaldes einzusetzen, dann hält sie das mit der Kamera ihres Handys fest. Manchmal sogar live auf Instagram. Das Engagement indigener Menschen wird durch sie auch für den Rest der Welt sichtbar gemacht.

Der prominenteste Auftritt für Alice bisher war die Teilnahme an der UN-Klimakonferenz in Glasgow 2021, bei welcher sie über die Rechte der Indigenen und über die Rodungen im Amazonas sprach.

Doch nicht jeder indigene Influencer ist so politisch wie Alice. So postet Juoga auf ihrem Kanal auf TikTok, der 6,4 Millionen Follower zählt, überwiegend indigene Rezepte, welche sie mit ihrer elfköpfigen Familie zubereitet. Sie zeigt zum Beispiel, wie man Ameisen räuchern kann, damit sie nach Popcorn schmecken und klärt gleichzeitig darüber auf, welche Bedeutung der Snack für ihr Volk der Tatuyo hat. In einem weiteren Video auf der Internetplattform erklärt Juoga, welches Werkzeug man braucht, um Maniokmehl traditionell zuzubereiten.

Elison Santos' Ziel ist es, die Menschen mit kontroversen Witzen über die indigene Historie zum Lachen zu bringen. Er versucht, mit Humor wichtige Themen der indigenen Community anzusprechen. Dafür ist Elison insbesonders auf Instagram aktiv.

Neben den vorgestellten Influencern gibt es natürlich noch viele weitere junge Indigene, die ihr Leben auf unterschiedliche Weise in den sozialen Medien teilen. Daiara Tukano möchte den ersten indigenen Radiosender Brasiliens aufbauen, das Radio Yande. Und Katú Mirim aus São Paulo rappt in ihren Liedern über die koloniale Geschichte Brasiliens aus einer indigenen Perspektive. Allen ist gemein, dass sie mit ihrem Content die indigene Kultur präsentieren möchten und sie auf diese Weise ebenso wertschätzen wie bewahren wollen.

Die indigenen Einflüsse, sei es bei der Sprache, dem Essen oder der Musik, lassen sich in Brasilien überall spüren. Im ganzen Land ist es möglich, indigene Gemeinschaften zu besuchen, um ihre Kultur besser kennenzulernen. Nutzen Sie die Chance bei Ihrer nächsten Brasilien Reise!

Quellen: www.dw.com, www.l-mag.de, www.zdf.de