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Hortas Cariocas – Die Gärten Rio de Janeiros

17.05.2021
Hortas Cariocas: Blick über das grüne Rio de Janeiro

Rio de Janeiro, auch bekannt als Millionenmetropole, ehemalige Hauptstadt Brasiliens, Stadt des Samba und Karneval und für ihre weltweit berühmten Sehenswürdigkeiten. Im Jahr 2012 wurden Teile der Stadt als „Rio de Janeiro: Carioca-Landschaften zwischen Bergen und Meer“ zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt. Das sind viele Gründe, um bei einer Brasilien Reise einen Stopp in der zweitbevölkerungsreichsten Stadt Brasiliens einzulegen.

Doch manchmal bekommen die Reisenden während ihres Aufenthaltes auch die Schattenseiten der riesigen Metropole zu sehen, wie zum Beispiel die Armenviertel der Stadt, deren Bewohner oft nur das Nötigste zum Leben haben. Die Stadtverwaltung von Rio de Janeiro betreibt seit einigen Jahren das Gartenprojekt „Hortas Cariocas“, um bedürftigen Familien mit ernsthaften Schwierigkeiten beim Zugang zu einer täglichen Mahlzeit zu helfen. Zu den Zielen gehört es, Maßnahmen zu fördern, die die Schaffung von Arbeitsplätzen, eine Ausbildung und die erschwingliche Versorgung mit qualitativ hochwertigen Lebensmitteln ermöglichen, indem sie landwirtschaftliche Initiativen in der Stadt schaffen.

Hortas Cariocas – Grüne Oasen inmitten von Rio

Das Gartenprogramm wurde 2006 mit dem Ziel ins Leben gerufen, brachliegende Flächen in Gemeinden und Schulen zu nutzen, um das Niveau der sozialen Eingliederung zu erhöhen und die Risiken der Ernährungsunsicherheit in der Stadt zu reduzieren. Heute umfasst das Programm 49 Gärten, die über die ganze Stadt verteilt sind. Davon befinden sich 24 in Gemeinden mit niedrigem Einkommen und 25 in Schulen. Über 200 Gärtner pflegen die 24 Hektar Gemüsegärten, die über 80 Tonnen Lebensmittel pro Jahr produzieren.

Das Projekt „Hortas Cariocas“ begann mit dem Ziel, in der Nähe von armen Gemeinden oder städtischen Schulen Gemüse und Obst anzupflanzen, wobei organische Techniken sowie lokale Arbeitskräfte in einem System von bezahlter Gemeinschaftsarbeit eingesetzt werden. Die Gärten sind in öffentlichen Bereichen der Stadt Rio de Janeiro angelegt.

Von der Produktion gehen 50 Prozent an Schulen, städtische Kinderkrippen und bedürftige Familien. Die anderen 50 Prozent werden mit dem Ziel, zusätzliches Einkommen für die Anschaffung von Geräten zu generieren, verkauft. Die Stadtverwaltung stellt Saatgut, Uniformen, Arbeitsmaterialien für den Anbau, organischen Dünger und einen Teil der Ausrüstung, wie zum Beispiel die persönliche Schutzausrüstung, zur Verfügung. Die Mitarbeiter der „Carioca-Gärten“ gießen, pflanzen und pflegen die Gärten. Erwähnenswert ist dabei, dass bei diesem Anbau keine Mineraldünger, Agrotoxine oder Pestizide verwendet werden. Zu den wichtigsten Zielen des Projektes gehören:

• Die Versorgung von Familien, die in extremer Armut leben, mit abwechslungsreicher, gesunder und nährstoffreicher Nahrung.
Auf Lebensmittelverschwendung aufmerksam machen und darüber informieren.
• Eine gezielte Ernährungserziehung.
• Die Weitergabe von Wissen und die Verbreitung von landwirtschaftlichen Prinzipien, um gemeinschaftliche und agrarökologische Initiativen zur Besetzung von ungenutzten Hinterhöfen und Flächen zu stärken.

2019 hat das Programm „Hortas Cariocas“ bereits internationale Anerkennung erhalten, als es im Oktober in Montpellier, Frankreich, den Preis in der Kategorie Lebensmittelproduktion (Urban Food Systems) gewann. Es konkurrierte mit 104 Bewerbungen aus den wichtigsten Unterzeichnerstädten des Mailänder Paktes zur städtischen Ernährung (Milan Urban Food Policy Pact), der gute Beispiele für Nachhaltigkeit weltweit nachahmen will.

Im vergangenen Jahr wurde das Projekt von der UN in die Liste der Maßnahmen aufgenommen, die als wesentlich für die Erreichung der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung eingestuft werden. Dabei wurde hervorgehoben, dass „die Hortas Cariocas die urbane Agrarökologie fördern und den Zugang zu gesunden Lebensmitteln in den am meisten gefährdeten Regionen der Stadt ermöglichen. Durch die Identifizierung von Gebieten mit Potenzial für urbane Gärten bietet das Projekt der lokalen Bevölkerung Inputs und Materialien für die Entwicklung der ökologischen Landwirtschaft und fördert darüber hinaus die Umwelterziehung.“

Lebensretter in der Pandemie

Der berühmte Gemüsegarten von Manguinhos, einer Favela in der Nordzone von Rio de Janeiro, ist ein langer Grünstreifen, etwa vier Fußballfelder groß, inmitten eines grauen Häusermeeres. Er liefert zwei Tonnen Lebensmittel pro Monat und trägt den Titel der „größten städtischen Plantage“ dieser Art in Lateinamerika.

Im letzten Jahr ging fast alles, was von dort kommt, an die Gemeindeküchen, um die Mahlzeiten von etwa 800 Familien, die mit der durch die Pandemie ausgelösten Welle der Arbeitslosigkeit kämpfen, zu ergänzen. Ein kostenloses Geschenk des riesigen Gemeinschaftsgemüsegartens, um der Gemeinschaft in einem schwierigen Moment zu helfen und Leben zu retten.

Die Idee sei, die Gärten weiterhin zu fördern, so die Stadtverwaltung. Es gibt Pläne, fünf weitere Plantagen zu eröffnen und lokale Kompostgruben anzulegen, um die Setzlinge zu füttern, zusätzlich zur Ausweitung der Fischzucht, die letztes Jahr in einer Einheit in Jacarepaguá eingeweiht wurde. Vielleicht fällt Ihnen ja in Ihrem nächsten Brasilien Urlaub der eine oder andere „Carioca-Garten“ inmitten der Metropole Rio de Janeiro auf.

Quellen: www.ecprio.com.br, www1.folha.uol.com.br, www.rio.rj.gov.br

Quelle: Aventura do Brasil