Hörner und Tradition - Die Kunst des Berrante in der brasilianischen Viehzucht
Von weitem lässt sich bereits anhand des tiefen und einzigartigen Klangs, das Berrante-Horn erkennen. Es bildet die Tür zu den tiefen Traditionen der ländlichen Kulturen in Brasilien. Schon aus diesem Grund sollten Sie sich in Ihrem nächsten Brasilien Urlaub in die ländlicheren Regionen des Landes über dieses Musikinstrument informieren. In diesem Artikel werden wir uns genauer mit der Herkunft des Berrante befassen und zudem herausfinden, wie es gebaut und gespielt wird und weshalb es einen großen kulturellen Beitrag leistet.
Was ist ein Berrante?
Das Berrante beschreibt ein traditionelles brasilianisches Horn, welches oft in der Viehzucht Verwendung findet. Aufgrund seiner besonders gewölbten Form und Struktur unterscheidet es sich stark von anderen Hörnern. Das Berrante wird hauptsächlich eingesetzt, um Rinderherden zu leiten und die Aufmerksamkeit der Tiere zu steuern. Es ist nicht nur ein praktisches Werkzeug für die Arbeit auf den Weiden, sondern auch ein kulturelles Symbol, das die Verbindung der brasilianischen Viehzüchter zur Natur und ihrem Handwerk repräsentiert.
Woher kommt das Berrante?
Die Wurzeln des Berrante lassen sich auf die brasilianische Ranching-Kultur, „cultura sertaneja“, zurückführen. Während des 17. Jahrhunderts als Brasilien noch eine portugiesische Kolonie war, durchquerten Delegationen das Land, um Vieh von einer Region in die andere zu bringen. So wurde das Vieh mit der Zeit von der Küste aus weiter ins Landesinnere von São Paulo, Minas Gerais und Mato Grosso gebracht. Um das Vieh auf dieser langen und anstrengenden Reise beisammenzuhalten, wurden Berrantes eingesetzt. Die Hörner ermöglichten es mit den Tieren zu „sprechen“ und untereinander zu kommunizieren, da der tiefe Klang der Berrantes kilometerweit zu hören ist.
Wie wird es hergestellt?
Die Herstellung eines Berrantes ist ein kunsthandwerklicher Prozess, der von Experten durchgeführt wird. Traditionell wird das Horn von Rindern verwendet. Heutzutage werden aber auch Hörner von Caracu- und Guzerá-Bullen eingesetzt, da deren Oberfläche leichter zu bearbeiten ist. Für die Herstellung eines einzigen Berrante-Horns bedarf es vier bis fünf einzelne Hörner, die dann zusammengefügt werden und dem Horn seine geschwungene Form verleihen. Beim Zusammenführen muss darauf geachtet werden, dass die Nähte direkt aufeinanderpassen, da sonst der Klang des Horns verloren geht.
Der Klang des Berrante
Mithilfe des Berrantes können bis zu fünf verschiedene Klänge gespielt werden. Hierbei wird in folgende unterschieden:
- Toque de solta
- O estradão
- O rebatedouro
- A queima do alho
- O floreio
Der Klang „Toque de solta“ wird am frühen Morgen gespielt, um die Herde von der vergangenen Nacht aufzuwecken. Während der Hornspieler kontinuierlich und ruhig spielt, werden die einzelnen Tiere gezählt.
„O estradão“ ist ein wiederbelebender Klang, der gespielt wird, um die Herde nach einer langen Wanderung aufzumuntern. Durch den Hall dieses Klanges wird er oft mit dem Marschieren von Soldaten in Verbindung gebracht.
Wenn das Risiko einer sich anbahnenden Gefahr besteht, ertönt „O rebatedouro“, ein Gefahrenwarnton, ähnlich zu einem Signalton.
Ein besonders gern gehörter Klang innerhalb der Ranch-Kultur ist „A queima do alho“. Dieser Klang signalisiert eine Pause oder Essenszeit.
Der letzte Klang „O floreio“ ist eine freie Melodie oder ein improvisierter Klang, welcher hauptsächlich zum Spaß gespielt wird.
Der Berrante-Wettbewerb
Der Berrante-Wettbewerb hat es sich zum Ziel gesetzt, nicht nur den besten Berrante-Spielern die Möglichkeit zu geben, ihre Fähigkeiten im Umgang mit dem Horn zu präsentieren. Dieser Wettbewerb fördert zudem auch den Erhalt einer Tradition und bietet der Gemeinschaft eine Plattform, um die kulturelle Identität zu feiern. Der Berrante-Wettbewerb stellt den Höhepunkt der jährlichen „Festa do Peão de Barretos“ dar. Aus dem ganzen Land kommen Berrante-Spieler zusammen, um zu ermitteln, welcher Spieler in den fünf bereits genannten Klängen des Berrantes, am besten abschneidet. Besonders interessant ist, dass auch die Frauenkategorie mit jedem Jahr zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Die ländlichen Regionen Brasiliens scheinen oftmals nicht ganz so bekannt oder beliebt wie die Metropolen Rio de Janeiro und São Paulo. Jedoch sind sie genauso reich an brasilianischer Kultur und Tradition. Es lohnt sich daher während Ihrer Brasilien Reise sich selbst von der Kunst des Berrante zu überzeugen!
Quellen: independentes.com.br, blog.rodeowest.com.br, blog.cowboystore.com.br