Gibt es in Brasilien Wein?
Was kann man auf einer Brasilien Reise entdecken? Die meisten werden jetzt an Strand, Caipirinha, Regenwald und eine beeindruckende Natur denken. Aber ein gutes Glas Wein? Da kommen einem doch eher die weitaus bekannteren französischen oder italienischen Weine in den Sinn, oder? In den letzten Jahren machte Brasilien jedoch große Fortschritte im Anbau und der Produktion von Wein. Brasilien kann nun Wein mit internationalen Qualitätsstandards aufweisen. Mehr als 50 Prozent der Produktion entfällt auf Rotwein, aber auch Weiß- und Schaumweine werden hergestellt.
Die Geschichte des brasilianischen Weinanbaus
Die ersten Weinreben wurden 1532 durch die portugiesische Kolonisationsexpedition von Martim Afonso de Sousa nach Brasilien gebracht. Brás Cubas, der Gründer der Stadt Santos, ist der Erste, der versucht hat, in Brasilien Wein anzubauen. Doch der von ihm produzierte Wein entsprach nicht den Standards, die man gewöhnt war.
In Rio Grande do Sul wurden 1626 vom Jesuiten Roque Gonzales in São Nicolau europäische Weinreben gepflanzt. Doch Schwierigkeiten bei der Anpassung der Weinreben an die Umgebung und das Klima verhinderten die Verbreitung des Weinanbaus in Brasilien. Die Einführung der amerikanischen Sorte Isabel (vitis labrusca) um 1840 durch Thomas Master auf der Ilha Marinheiros war ein großer Erfolg. Die Widerstandsfähigkeit und Rustikalität führten dazu, dass diese Rebsorte bevorzugt in der Region gepflanzt wurde. Ab 1875 erhielt der brasilianische Weinanbau durch die Ankunft der Italiener in Brasilien einen Aufschwung. Neben den europäischen Rebsorten der Region Venetien hatten sie auch viel Wissen über den Anbau und die Produktion von Wein im Gepäck. Da ihre mitgebrachten Reben mit der Zeit an Pilzkrankheiten starben, mussten sie nach Alternativen suchen. Die amerikanische Sorte Isabel passte sich sehr gut an die Bedingungen an und ermöglichte die Kontinuität der Trauben- und Weinproduktion.
Vor einigen Jahrzehnten hat die Qualitätsverbesserung und die Weiterentwicklung der Anbaumethoden dazu geführt, dass in Brasilien wieder vermehrt Wein angebaut wird. Seit 1970 haben sich in der Serra Gaúcha multinationale Weinkellereien wie Moët & Chandon, Martini & Rossi und Heublein niedergelassen, die Hightech-Geräte und moderne Weinbautechniken mitbringen. Die Unternehmen strukturierten die Arbeit in den Weinbergen um und verbesserten die Kellertechnik. Diese Maßnahmen führten zu einem großen qualitativen Sprung des brasilianischen Weines, der heute, trotz der Schwierigkeiten von Boden und Klima, internationale Qualitätsstandards aufweist.
Die wichtigsten Weinanbaugebiete Brasiliens
Nach Argentinien und Chile hat Brasilien das drittgrößte Weinanbaugebiet in Südamerika mit einer Anbaufläche von etwa 80.000 Hektar. Die Weinanbaugebiete Brasiliens befinden sich hauptsächlich im Süden, in den Bundesstaaten Rio Grande do Sul, Santa Catarina und São Paulo.
Das Vale dos Vinhedos, das sogenannte „Weintal“ liegt in Rio Grande do Sul. Es ist ein beliebtes Ziel für Weintourismus in Südamerika und die wichtigste Weinproduktionsregion Brasiliens. Die Serra Gaúcha liegt mäßig hoch und erreicht eine Höhe von etwa 1.300 Metern. Die Durchschnittstemperatur liegt zwischen 16 und 17 Grad Celsius. Der Herstellungsprozess aus diesem Tal ist vom Anbau bis zur Abfüllung auf italienische Traditionen zurückzuführen. Es handelt sich um eine Region mit besonderen Boden-, Klima-, Topografie- und Anbaufaktoren, deren Qualitätsprodukte in internationalen Wettbewerben anerkannt sind.
Die Campanha Gaúcha, auch „Grenze“ genannt, befindet sich entlang der Grenze zu Uruguay. Diese Region liegt zwischen dem 30. und 50. Breitengrad, was traditionell als ideal für den Weinanbau gilt. Das regionale Klima liegt zwischen 18 und 20 Grad Celsius und ist günstig für die Produktion von europäischen Trauben und Qualitätsweinen. Die wichtigsten Rotweinsorten, die hier produziert werden, sind Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc. Die wichtigsten Weißweinsorten sind Chardonnay, Gewürztraminer, Pinot Grigio und Sauvignon Blanc.
Die höchsten Weinberge Brasiliens liegen im Planalto Catarinense im Bundesstaat Santa Catarina, zwischen 900 und 1.350 Metern über dem Meeresspiegel. Die niedrigeren Durchschnittstemperaturen bieten besondere Bedingungen für einen qualitätsorientierten Weinbau. Diese Region hat bei der Produktion von europäischen Trauben und Qualitätsweinen Fortschritte gemacht. Weiße Sorten aus kaltem Klima, wie Chardonnay, Sauvignon Blanc und Riesling und rote Sorten wie Nebbiolo und Pinot Noir werden dort angebaut.
Das Vale do São Francisco ist ein ganz besonderes Weinanbaugebiet. Es liegt auf dem 8. Breitengrad und ist somit das äquatornächste Weinanbaugebiet der Welt mit einer jährlichen Durchschnittstemperatur zwischen 24 und 25 Grad Celsius. Trotz einem Klima mit hoher Sonneneinstrahlung und neun Monaten Trockenheit im Jahr ist der Anbau von Weintrauben möglich. All dies dank einer kontrollierten Bewässerung durch den Fluss. Der hohe Zuckergehalt ist das Hauptmerkmal der im Vale do São Francisco erzeugten Weine. Ein Umstand, der durch die mehr als dreitausend Stunden Sonneneinstrahlung im Jahr verursacht wird. In einem einzigen Weinberg ist es möglich, den Wachstumszyklus der Reben in allen Phasen zu beobachten. Da das Klima in allen Jahreszeiten fast gleich ist, arbeiten die Weinberge mit einem alternierenden Bewässerungssystem, bei dem das ganze Jahr über geerntet wird und in jedem Weinberg zwei Kulturen angebaut werden. Syrah ist die am meisten angebaute Traube. Auch andere Rotweine wie Aragonês und Cabernet Sauvignon und Weißweine wie Chenin Blanc und Moscato Canelli werden angebaut.
Einen großen Erfolg feierte der brasilianische Wein im Jahr 2007, als er auf der Lebensmittelmesse Anuga 14 Prozent der Medaillen gewann. Was halten Sie also davon, in Ihrem nächsten Brasilien Urlaub die Caipirinha gegen ein Glas brasilianischen Weines zu tauschen? Ein hervorragender Begleiter für andere kulinarische Köstlichkeiten des Landes!
Quellen: www.enologia.org.br, www.enovirtua.com, www.ibravin.org.br, www.visitbrasil.com