Frauenfußball in Brasilien – Drei weibliche Fußballlegenden
Brasilien ohne Fußball ist kaum denkbar. Die Namen von Pelé, Zico und Ronaldo, einige der besten Spieler in der Geschichte des Weltfußballs, sind vielen ein Begriff. Doch auch die brasilianischen Fußballfrauen sind nicht zu unterschätzen. Erstmals 1986 trat die brasilianische Fußballnationalmannschaft der Frauen zu einem Länderspiel an und war damit die erste südamerikanische Mannschaft, die von der FIFA anerkannte Länderspiele bestritt. Mittlerweile dominieren sie den gesamten Kontinent und gehören zu den besten Nationalmannschaften weltweit. Bei der Frauenfußball-Weltmeisterschaft 2007 belegten die Spielerinnen den zweiten Platz hinter dem deutschen Team, und in den Jahren 2004 und 2008 gewannen sie zwei olympische Silbermedaillen.
Wer bei einer Brasilien Reise selbst schon mal die weibliche Seleção angefeuert hat, weiß, wie sehr Marta und Co. die Herzen der Menschen berühren können. Wir haben für euch ein paar Informationen über die drei besten brasilianischen Fußballspielerinnen zusammengestellt.
Marta
Marta Vieira da Silva gilt vielen Experten als beste Fußballerin der Welt. Geboren ist sie in Dois Riachos, einer Kleinstadt im nordöstlichen Bundesstaat Alagoas. Der ist in Brasilien ungefähr so oft in den Nachrichten wie Eisklettern. Dafür ist Marta allzeit präsent. Als Kapitänin der Nationalmannschaft war sie zwischen 2006 und 2018 sechsmal FIFA-Weltfußballerin des Jahres und erzielte in 157 Länderspielen 108 Tore. Mit siebzehn WM-Toren stellte sie zudem einen Rekord auf.
Genauso beeindruckend ist ihre Karriere. Nachdem sie im Alter von vierzehn Jahren ihre Laufbahn in Rio de Janeiro begann, wechselte sie 2004 zum schwedischen Fußballverein Umeå IK und spielte dort fünf Jahre lang. Mit Marta entwickelte sich der Verein zum Publikumsmagneten der Liga, der alles dafür tat, um Abwerbungsversuche internationaler Klubs zu verhindern. Nichtsdestotrotz wechselte sie nach unzähligen Erfolgen in Schweden in die USA, wo sie für Los Angeles, Santa Clara und New York spielte. 2009 ging sie in ihre Wahlheimat Schweden zurück, spielt aber heute wieder in den Vereinigten Staaten für den Verein Orlando Pride.
Weltweit bekannt wurde Marta mit der Weltmeisterschaft 2007 in China. Besonders ihr spektakulär erzieltes Tor zum 4:0 im Halbfinalspiel gegen die USA fand internationale Anerkennung. Im selben Jahr, nach dem gewonnen Finale der Panamerikanischen Spiele, wurde Marta die Ehre zuteil, als erste und bisher einzige Frau ihre Fußabdrücke in der Ruhmeshalle des Estádio do Maracanã neben anderen Fußballgrößen in Beton verewigen zu dürfen.
Formiga
Miraildes Maciel Mota, auch Formiga, also „Ameise“, genannt, ist die erste südamerikanische Spielerin mit mehr als 100 Länderspielen und die einzige, die bei allen Olympischen Fußballturnieren der Frauen seit 1996 zum Einsatz kam. Die bereits 43-jährige Bahianerin bringt so einiges an Fußballerfahrung mit, die sich auszahlt.
Sie ist die erste Spielerin, die an sechs WM-Endrunden teilnahm und mit derzeit 29 Spielen olympische Rekordspielerin. Gemäß den im Brazilian National Womens’ Team Archive gelisteten Aufstellungen wurde sie bereits in 195 Länderspielen eingesetzt, in denen sie 30 Tore erzielte. Einen erneuten Rekord stellte sie mit ihrem Einsatz im Achtelfinale gegen Frankreich bei der Weltmeisterschaft 2019 auf. Formiga war zum Zeitpunkt des Spieles 41 Jahre und 112 Tage alt und damit die älteste Teilnehmerin einer WM überhaupt.
Zuletzt kam die Mittelfeldspielerin von 2016 bis 2021 für Paris Saint-Germain fünf Jahre lang zum Einsatz, bevor sie nach Saisonende den Hauptstadtverein verließ.
Cristiane
Cristiane Rozeira de Souza Silva begann im Alter von zehn Jahren ihre Karriere bei den lokalen Vereinen São Bernardo und Atlético Juventus in São Paulo. Bereits mit fünfzehn nahm sie an der U-19 Weltmeisterschaft 2002 in Kanada und danach an der U-19 Weltmeisterschaft 2004 in Thailand teil. Im selben Jahr gelang der Stürmerin ihr internationaler Durchbruch. Bei den Olympischen Spielen in Athen 2004 konnte sie mit der Seleção die olympische Silbermedaille gewinnen und den bis dahin größten Erfolg Brasiliens feiern. Dabei gewann sie mit fünf Toren die Auszeichnung der Torjägerkanone.
Auch in Deutschland konnte Cristiane auf sich aufmerksam machen, als sie 2005 zum deutschen Bundesligisten 1. FFC Turbine Potsdam wechselte und damit die erste Brasilianerin in der Bundesliga war. Ihre weitere Laufbahn brachte sie zudem nach Schweden, in die USA und nach Russland. Genau wie Marta und Formiga, erbrachte sie beeindruckende Leistungen und erzielte beachtliche Erfolge. Cristiane wurde bei der Südamerika-Meisterschaft und den Olympischen Spielen mehrmals zur Torschützenkönigin ernannt und ist mit bisher zwölf Toren Rekordtorschützin bei Olympia. Heute spielt sie beim Erstligaverein FC Santos.
Wie Sie sehen, haben es die Frauen der brasilianischen Nationalmannschaft in sich. Leider werden viele Profispielerinnen noch immer schlecht bezahlt und leben am Rande des Existenzminimums. Doch gerade deswegen fließt viel Herzblut und Leidenschaft in den Adern der brasilianischen Fußballfrauen, die die Fans mit sich reißen. Wer sich selbst von der Magie der weiblichen Seleção überzeugen und die besondere Atmosphäre des Maracanã Stadions in Rio de Janeiro erleben möchte, sollte dies unbedingt beim nächsten Brasilien Urlaub tun!
Quellen: www.faz.net, www.wikipedia.org