Die Schutzgebiete in Brasilien – Nationalparks, Indigene Reservate, Quilombolas, Staatsparks, RPPNs
Brasilien beherbergt etwa 20 Prozent der globalen biologischen Vielfalt und damit die größte Artenvielfalt der Welt. Um dieses Naturerbe zu erhalten, hat Brasilien im Jahr 2000 das „Nationale System der Schutzgebiete“, das „Sistema Nacional de Unidades de Conservação“, geschaffen. Als es Anfang 2013 in Kraft trat, umfasste das SNUC eine Fläche von 1,5 Millionen Quadratkilometern. Es schützte etwa 15 Prozent der brasilianischen Landfläche und 1,5 Prozent der Meeresgebiete. Insgesamt eine Fläche, die etwa viermal so groß ist wie Deutschland. Neben der Bundesebene haben inzwischen auch Bundesstaaten, Gemeinden und private Schutzgebiete einen erheblichen Anteil an der Gesamtzahl der Schutzgebiete. So verfügt Brasilien heute über 73 Nationalparks, die Sie bei einer Brasilien Reise unbedingt besuchen sollten.
Klarer Rahmen
Von der Wüste über Salzsümpfe bis hin zu städtischen Parks mit Atlantischem Regenwald, Canyons, Grassavanne und rote Sandsteinfelsen, Wasserfälle, bis hin zum geheimnisvollen immergrünen und immerfeuchten Amazonas Regenwald im Landesinneren, verfügt Brasilien über sehr viele unterschiedliche Schutzgebiete oder Nationalparks.
Ein Nationalpark ist nach dem Bundesnaturschutzgesetz ein großräumiges Gebiet, das überwiegend aus Natur- und Landschaftsschutzgebieten besteht. Er zeichnet sich durch eine große Arten- und Biotopvielfalt sowie eine durch vielfältige Nutzungen geprägte Landschaft aus. Ein Nationalpark bewahrt und entwickelt Natur und Landschaft mit und für den Menschen.
Etwa ein Dutzend der brasilianischen Nationalparks liegt im Amazonasbecken. Aber nicht alle sind für die Öffentlichkeit zugänglich.
Reiche Natur
Das Biosphärenreservat Pantanal ist eine riesige brasilianische Schwemmlandebene an der Grenze zu Bolivien und eines der größten Binnenlandfeuchtgebiete der Welt.
Die einzigartige, artenreiche Tierwelt im Pantanal ist das Ergebnis der Nährstoffe, die von den Flussläufen des Rio Paraguay angeschwemmt werden. Das ständige Ansteigen und Abfallen des Wasserspiegels ist das Merkmal, welches das Überleben vieler Tierarten sichert.
Am weitesten verbreitet sind Gruppen von Pantanal-Hirschen, Jaguaren, Wasserschweinen, Ottern, Grau- und Weißreihern, Kaimanen, Anakondas und Brillenkaimanen.
Im Pantanal gibt es zudem drei ökologische Zonen. Im Süden herrscht der Chaco, ein Trockenwald, im Osten die Savanne und im Norden der Amazonas Dschungel. Landschaftlich ist das Gebiet durch Sümpfe, je nach Regen- oder Trockenzeit durch überschwemmtes Grasland und Wälder sowie durch verschiedene Waldtypen wie Galeriewälder geprägt. Diese Mischung der Vegetation macht das Pantanal zu einem so reichhaltigen und vielfältigen Wildtierreservat.
Unter sich
Indigene Reservate sind konkret abgegrenzte Gebiete mit eigenem Rechtsstatus, die indigenen Volksgruppen Amerikas von verschiedenen Staaten zugewiesen wurden.
Mit 51.000 Mitgliedern sind die Guarani heute das größte indigene Volk in Brasilien, aber sie haben nur noch sehr wenig Land. In den letzten hundert Jahren wurde ihnen fast ihr gesamtes Territorium abgenommen. So entstanden riesige Flächen von Rinderfarmen, Soja- und Zuckerrohrplantagen. Viele Gemeinschaften leben in überfüllten indigenen Reservaten, andere leben unter Planen am Straßenrand. In Brasiliens größtem Reservat, das 9,4 Millionen Hektar im Norden des Amazonas' umfasst, leben relativ isoliert etwa 19.000 Angehörige des Yanomami-Volkes. Die Fläche entspricht ungefähr dem US-Bundesstaat Indiana und ist etwas größer als Ungarn.
Besonderer Schutz
Als Staatspark werden Gebiete mit Natur- oder Kulturdenkmalcharakter bezeichnet, die von den Landesregierungen unter besonderen Schutz gestellt wurden. Für Staatsparks gelten die gleichen Bestimmungen wie für Nationalparks. Die Ilha do Mel ist eine Insel vor der Küste Brasiliens in der Bucht von Paranaguá im Bundesstaat Paraná mit einer Fläche von 27,62 Quadratkilometern und etwa 35 Kilometern Strandlinie. Die Insel hat etwa 1.000 Einwohner und liegt ungefähr 115 Kilometer östlich von Curitiba in der Gemeinde Paranaguá. Es gibt unzählige, meist einfache und preiswerte kleine Pousadas. Mehr als 90 Prozent des Staatsparkes stehen unter Naturschutz, daher ist die Zahl der Besucher auf maximal 5.000 Personen pro Tag begrenzt.
Das Erbe
Quilombolas ist die Definition für die Gemeinschaften entflohener Sklaven und ihrer Nachkommen. Diejenigen, die in der Vergangenheit von den Kaffee- und Zuckerrohrplantagen geflohen waren und sich der Gewalt und Ausbeutung durch das Kolonialsystem widersetzten, sammelten sich in den abgelegenen Wäldern Brasiliens und bildeten die Quilombolas. Die Quilombolas, was in der Bantusprache „Siedlungen“ bedeutet, wurden so zu wichtigen Zufluchtsorten und zu einem Symbol des Widerstandes gegen die Sklaverei.
Heutzutage konzentrieren sich die Aktivitäten der Quilombolas auf zwei Bundesstaaten im Norden und Nordosten Brasiliens, die auch zu den vier Bundesstaaten mit der höchsten Anzahl an registrierten Quilombolas in Brasilien gehören. Diese sind Maranhão und Pará mit über 1.000 von insgesamt 3.467 Gemeinden, die von der Palmares Cultural Foundation der Bundesregierung kartiert wurden.
Natur ganz privat
Ein privates Naturreservat, auf portugiesisch „Reservas Particulares do Patrimonio Natural“ kurz RPPN, ist eine Art von Schutzgebiet in Brasilien. Das Land befindet sich in Privatbesitz und kann für Forschung, Bildung, Ökotourismus und Erholung genutzt werden. Diese Nutzung muss jedoch mit den Zielen des Umweltschutzes und der Erhaltung der Artenvielfalt vereinbar sein. Auf einer Fläche von 975 Hektar Atlantischem Regenwaldes bei Porto Seguro, Bahia, befindet sich zum Beispiel das private Naturschutzgebiet „Rio do Brasil Natural Heritage“. Das an der brasilianischen Entdeckerküster gelegene RPPN Rio do Brasil setzt sich für die Erhaltung und Wiederherstellung des Urwaldes und der Quellen ein und fördert die Umwelterziehung und die soziale Integration in der Region. Von den 465 Tierarten, die in dem Reservat vorkommen, leben 86 nur im Atlantischen Regenwald, 17 sind gefährdet. Im RPNN Rio do Brasil leben Kapuzineraffen, Weißgesichtssäuger, Harpyienadler, Tapire und Faultiere. In der Flora teilen sich jahrhundertealte Gameleiras die Szene mit Jacarandás, Jatobás und Juçara-Palmen. Das Reservat ist auch eines der wenigen Überbleibsel des Atlantischen Regenwaldes, in dem noch die Mata Paludosa erhalten ist, ein Wald mit hoher Pflanzendichte und einer großen Anzahl von Palmen, Farnen, Lianen und Guanadis.
Natürliche Schönheit
Brasilien beherbergt in seinem sehr großen Gebiet viele verschiedene Naturschönheiten, die erhalten und geschützt werden müssen. Dafür gibt es bereits viele Vereine und Organisationen, die sich um den Erhalt dieser Gebiete kümmern, die so für Reisende und Besucher zugänglich bleiben. Dadurch kann weiterhin die natürliche Schönheit Brasiliens genossen werden. Wenn Sie also in Ihrem Brasilien Urlaub das Land sehen möchten, sollten Sie unbedingt verschiedene Schutzgebiete besuchen!
Quellen: www.brasilien.de, www.naturpark-steinhuder-meer.de, www.ruppertbrasil.de, www.survivalinternational.de, www.wikipedia.org