Die bekanntesten Redewendungen Brasiliens
Wer schon etwas Portugiesisch spricht oder schon im Brasilien Urlaub war, der erinnert sich bestimmt an einige Sätze und Redewendungen, die im ganzen Land zu hören sind.
Redewendungen sind Phrasen oder Ausdrücke, die als weise gelten, weil sie von Generation zu Generation weitergegeben werden und Erfahrungen und Wissen vermitteln, das jüngeren Menschen helfen kann, bestimmte Verhaltensweisen und Ereignisse zu verstehen. Redewendungen werden von der ganzen Bevölkerung benutzt, unabhängig von Alter und sozialer Schicht.
Beliebte Redewendungen werden über die Jahre hinweg beibehalten und sind wichtige Elemente der nationalen oder lokalen Kultur und Vielfalt Brasiliens. Manchmal gehen die Redewendungen über die Grenzen der portugiesischen Sprache hinaus und können nicht immer wörtlich in andere Sprachen übersetzt werden. Es gibt volkstümliche, regionsgebundene, religiöse, lustige und viele weitere Redewendungen. Heute lernen Sie einige typische Redewendungen Brasiliens kennen.
Terminar em pizza
„Mit einer Pizza enden“ bedeutet, dass etwas Unrechtes ungesühnt bleibt, und hat ihren Ursprung im Fußball in den 1960er Jahren. Damals war einer der Manager von Palmeiras 14 Stunden in eine Sitzung über Mannschaftsangelegenheiten vertieft, als der Hunger zuschlug und die „ernsthafte“ Sitzung in einer Pizzeria endete. Es war ein Sportjournalist namens Milton Peruzzi, der das Treffen für die Gazeta Esportiva verfolgte und den Ausdruck zum ersten Mal in einer Schlagzeile verwendete: „Palmeiras' Krise endet mit Pizza“ .
Der Begriff wurde auch 1992 im Zusammenhang mit dem Amtsenthebungsverfahren gegen den ehemaligen Präsidenten Fernando Collor mit der Politik in Verbindung gebracht. Da das Verfahren zur Absetzung eines Präsidenten in Brasilien noch neu war, konnte ein Großteil der Bevölkerung den Begriff „Impeachment“ nicht auf Englisch aussprechen, ganz zu schweigen davon, dass viele nicht glaubten, dass Collor wirklich bestraft werden würde. Daher wurde auch hier diese Redewendung verwendet.
Puxa-saco
Wörtlich übersetzt heißt es auf Deutsch „einen Sack heranziehen“. Dies ist einer der gebräuchlichsten Ausdrücke, den die Brasilianer verwenden, um eigennützige Menschen zu bezeichnen. Personen, die versuchen, jemandem zu gefallen, in der Regel einem Mächtigen, oder sich einen materiellen Gewinn versprechen.
Diese Redewendung soll in brasilianischen Kasernen entstanden sein und war ein Spitzname für rangniedrige Soldaten, die bei Reisen der Armee oder bei Feldzügen die Säcke mit Vorräten tragen mussten.
Enfiar o pé na jaca
Wörtlich übersetzt bedeutet das so viel wie „die Füße in die Jackfrucht stecken“. Gemeint ist damit, betrunken zu sein. Die Jackfrucht ist eine sehr klebrige Frucht, in die natürlich niemand seine Füße stecken möchte.
Chutar o pau-da-barraca
Chutar o pau-da-barraca heißt wörtlich „die Zeltstange wegtreten“. Auf Deutsch kann man es mit „das Handtuch werfen“ vergleichen. Diese Redewendung benutzt man für Situationen, in denen man einfach die Nase voll hat und am liebsten alles hinwerfen und aufgeben möchte.
Agora, Inês é morta
Wörtlich übersetzt bedeutet die Redewendung „Jetzt ist Ines tot“. Heute wird der Ausdruck als Synonym für „es ist zu spät“ verwendet.
Es geht um Inês de Castro, die eine verbotene Romanze mit Dom Pedro I., dem Sohn des portugiesischen Königs Manuel, hatte. Zu dieser Zeit, im 14. Jahrhundert, waren arrangierte Ehen üblich und Dom Pedro I. heiratete schließlich Dona Constança. Inês de Castro war seine Hofdame. Als seine Frau starb, beschlossen Dom Pedro und Inês zusammenzubleiben. Diese Entscheidung gefiel dem König nicht, der eines Tages die Tatsache ausnutzte, dass sein Sohn nicht im Schloss war, und das Mädchen hinrichten ließ. Bei seiner Rückkehr war Pedro wütend. „Jetzt ist Inês tot“, hätte Dom Manuel gesagt.
Bei seiner Thronbesteigung ordnete Dom Pedro die Tötung der für die Verschwörung verantwortlichen Männer an und erklärte, dass er Inês heimlich geheiratet habe. Er wollte, dass sie bei der Einweihungszeremonie ebenfalls gekrönt wurde. Zu diesem Zweck wurde ihr Leichnam geborgen, und der neue König ließ Adlige und Untertanen die Hand des Leichnames küssen.
Encher linguiça
Encher linguiça bedeutet wörtlich so viel wie „eine Wurst stopfen“. Dieser Ausdruck wird benutzt, wenn man lange mit jemandem geredet hat und doch nicht wirklich etwas gesagt hat.
Comprar gato por lebre
Wörtlich übersetzt bedeutet es „eine Katze kaufen, von der man dachte, sie sei ein Kaninchen“. Gemeint ist damit „übers Ohr gehauen zu werden“. Diese Redewendung ist in Brasilien weitverbreitet und wird auch in der Politik und beim Spielen benutzt. Dass die Person übers Ohr gehauen wurde und ein schlechtes Geschäft eingegangen ist, merkt sie natürlich erst im Nachhinein.
Matar dois coelhos com uma tacada
Die wörtliche Übersetzung lautet „zwei Kaninchen mit nur einem Schuss treffen“. Im Deutschen benutzen wir dafür die Redewendung „zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen”. Wenn Sie zum Beispiel während Ihres Aufenthaltes im gigantischen Amazonas Regenwald auch noch ein bisschen Portugiesisch lernen, haben Sie im Urlaub zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
Rodar a baiana
Wörtlich übersetzt bedeutet die Redewendung „die Baiana dreht sich“ und wird bei Streit oder Aufständen benutzt.
Der Ausdruck „rodar a baiana“ hat seinen Ursprung im Karneval von Rio de Janeiro. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als die Blocos auf die Straße gingen, waren die als Baianas verkleideten Frauen eine der Hauptattraktionen und einige junge Männer nutzten die Situation aus, um den Mädchen in den Hintern zu kneifen. Damals begannen einige Capoeirista, sich als Baianas zu verkleiden, und wenn es zu einer respektlosen Situation kam, bekamen die Unruhestifter einen Capoeiratritt oder -schlag ab. Niemand verstand, was vor sich ging und alles, was die Zuschauer sehen konnten, war, dass sich die Baianas buchstäblich drehten.
Varianten von Redewendungen
Während einer Brasilien Reise werden Sie aber nicht nur auf neue Redewendungen treffen, sondern auch auf ein paar bekannte wie zum Beispiel „die Wände haben Ohren“, „die Hand für jemanden ins Feuer legen“ oder „Hunde, die bellen, beißen nicht“.
Je nachdem, in welcher Region Sie in Brasilien unterwegs sind, können Sie auch für die Region typische Redewendungen hören.
So verwenden die Gaúchos im Süden zum Beispiel den Ausdruck „botar os cachorros“, was man mit „die Hunde auf jemanden hetzen“ übersetzen kann, und was so viel bedeutet wie „mit jemandem streiten“.
Im Norden und Nordosten des Landes wird als „baixa da égua“ ein sehr weit entfernter Ort bezeichnet. Wörtlich übersetzt bedeutet es „unter der Stute“.
„Cheguei no mico“ wird von den Bewohnern in Paraná benutzt, um zu sagen, dass das Auto keinen Sprit mehr hat.
Egal ob Sie im abenteuerreichen Amazonasgebiet, an den wunderschönen Stränden der Küste, in der lebendigen Metropole Rio de Janeiro oder im artenreichen Pantanal unterwegs sind, versuchen Sie doch einmal darauf zu achten, welche Redewendungen immer wieder vorkommen...
Quellen: brasilescola.uol.com.br, www.normaculta.com.br, www.ufsc.br