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Deutsches Kulturgut in Brasilien – wie das Oktoberfest nach Brasilien kam

24.08.2018
Festlicher Oktoberfest Umzug in Trachten in Blumenau

Brasilien oder doch Deutschland?

Wenn im Brasilien Urlaub plötzlich das Gefühl aufkommt, man befinde sich wieder in der deutschen Heimat, dann feiern Sie vielleicht gerade auf dem Oktoberfest in Blumenau. Sicher sind Sie im brasilianischen Süden unterwegs, denn besonders hier haben Einwanderer aus Deutschland ihre Spuren hinterlassen. In von Fachwerkhäusern gesäumten Straßen begegnet man nicht selten blonden, blauäugigen Brasilianern. Im Hintergrund erklingen oft traditionelle deutsche Volkslieder.

Deutsche Einwanderer

Vom späten 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts kamen durchschnittlich zweitausend deutsche Immigranten pro Jahr in Brasilien an. In Spitzenjahren waren es sogar über achttausend. Die Neuankömmlinge wollten der sozialen, wirtschaftlichen und politischen Ungerechtigkeit in Europa entfliehen und sich ein neues, sorgenfreies Leben in Übersee aufbauen. Kolonien entstanden in den heutigen brasilianischen Bundesstaaten Santa Catarina, Rio Grande do Sul und Paraná.
Aufgrund des gemäßigten Klimas und der europäisch anmutenden Landschaft bevorzugten die Siedler den brasilianischen Süden als neue Heimat. Die deutschen Einwanderer blieben möglichst beieinander und gründeten zusammen Siedlungen, so dass sie ihr angestammtes Kulturgut in Brasilien bewahrten und an ihre Nachkommen weitergaben.

Das Erbe deutscher Einwanderer

Auf deutsches Kulturgut treffen Sie hauptsächlich in Santa Catarina. Hier liegt die Stadt Blumenau, welche 1850 vom Apotheker Hermann Blumenau gegründet wurde und seit 1984 das zweitgrößte Oktoberfest der Welt feiert. 1861 gründeten pommersche Immigranten Pomerode, „die deutscheste Stadt Brasiliens“. Gerade in diesen beiden Städtchen wird deutsches Brauchtum noch heute gelebt – bisweilen arg überspitzt. Wundern Sie sich nicht über zahlreiche Träger von Lederhosen und Frauen im Dirndl, die sich in Hunsrücker oder Böhmerwald Mundart verständigen, garniert mit portugiesischen Sprachfetzen.
Schützen- und Gesangsvereine halten in Blumenau und Umgebung die deutschen Traditionen aufrecht. Sehr zur Freude der Touristen. Vor allem Besucher aus dem Inland sind entzückt, derlei exotische Erfahrungen in ihrer Heimat sammeln zu können. Begeistert stärken sie sich im Biergarten mit Bratwurst und Bier, während sie zu Blasmusik schunkeln oder Schuhplattler beim Tanz bewundern. Höhepunkt deutschen Kulturgutes in Brasilien ist unbestritten das Oktoberfest in Blumenau, welches alljährlich im Parque Vila Germânica veranstaltet wird.

Oktoberfest in Blumenau

Vorbild für das Oktoberfest in Blumenau ist das Münchner Original. In München wurde das Volksfest erstmals 1810 ausgetragen, um die Hochzeit des Prinzen von Bayern mit der Prinzessin Theresa von Sachsen gebührend zu feiern. Alle Bürger waren eingeladen sich bei Gesang, Tanz und lustigen Wettbewerben zu amüsieren. Das Fest wurde ein so großer Erfolg, dass es seitdem jedes Jahr seine Wiederholung findet. Der gute Ruf des Münchner Oktoberfestes verbreitete sich auch im Ausland und zwar überall dort, wo sich deutsche Einwanderer niederließen.
In Brasilien gab es die erste Version in Itapiranga in Santa Catarina, ehe Blumenau 1984 Austragungsort wurde. Zuvor hatte der über die Ufer getretene Fluss Itajaí-Açu den Blumenauern ein schwere Überschwemmung beschert und die Stadt in eine finanzielle und mentale Krise gestürzt. Mit den Feierlichkeiten wollte man die Menschen aufheitern und ihnen unter die Arme greifen. Niemand konnte mit dem überwältigenden Erfolg rechnen.
Inzwischen ist das Oktoberfest in Blumenau eines der größten Volksfeste Brasiliens und das größte deutsche Fest außerhalb Deutschlands. Jedes Jahr zieht es etwa siebenhunderttausend Besucher an. Sie verkosten lokale Biersorten, schmausen traditionell deutsch angehauchte Gerichte und folgen mit Feuereifer dem gebotenen Spektakel. Etliche Musikbands aus München kommen nur zu gerne nach Brasilien, um echte Oktoberfeststimmung in Blumenau zu zaubern. Die Feierlustigen schmettern fröhlich „Jetzt geht‘s los“ und „zick-zack, zick-zack, hoihoihoi“. Althergebrachte deutsche Tänze, Märsche und Schützenwettbewerbe sorgen für viel Abwechslung. Deutsches Brauchtum lebt in den schmucken Trachten der Blumenauer. Der Höhepunkt des Volksfestes ist die Wahl der Oktoberfestkönigin.
Das Zentrum von Blumenau ist voll in das Oktoberfestgeschehen integriert. Jeden Mittwoch und Samstag während der Festwochen ziehen Umzüge mit prachtvollen Wagen durch die Hauptstraße. Das eigentliche Event findet aber im Parque Vila Germânica statt. Dort steigt von morgens bis nachts die Oktoberfestparty und das Bier fließt in Strömen. Auch wenn es sich um brasilianische Biersorten handelt, klingt in den Namen Deutschtum durch: Eisenbahn, Baden Baden, Bierland, Das Bier, Königs Bier, Zehn Bier, Opa Bier, Schornstein, Wunder Bier...

Unzweifelhaft haben deutsche Einwanderer ihre Fußspuren in der brasilianischen Gesellschaft hinterlassen. Oft lässt schon ein Blick in die Speisekarte die deutschen Einflüsse in der Gastronomie erkennen: Kartoffelsalat, Wurst, Strudel und Bier gehören vielerorts in Brasilien zum Alltag. Nicht zu vergessen das Oktoberfest in Blumenau. Überzeugen Sie sich während Ihrer Brasilien Reise selbst davon!

Quelle: www.viagemsembagagem.com

Quelle: Aventura do Brasil