Der Anavilhanas Archipel – Ein Labyrinth aus Wasser
Jeder weiß, dass das Amazonasgebiet riesig ist und eine einzigartige Artenvielfalt aufweist. Jedoch kann man in der Weite des Regenwaldes immer wieder neue Orte entdecken. Zu diesen Orten gehört auch der Anavilhanas Nationalpark. Der Nationalpark liegt nur 100 Kilometer von Manaus entfernt und gehört zu den Gemeinden Novo Airão und Manaus.
Zum zweitgrößten Flussarchipel der Welt gehören über 400 Inseln. Die genaue Anzahl hängt vom Wasservolumen ab, denn wenn das Wasser in der Trockenzeit sehr niedrig ist, tauchen andere Inseln auf. Es ist die zweitgrößte Inselgruppe nach dem Archipel von Mariuá in Barcelos, das über 1.400 Inseln umfasst! Der Park, der als Naturerbe der Menschheit anerkannt ist, hält viele Attraktionen für Brasilien Urlauber bereit, wie zum Beispiel die einzigartige Tier- und Pflanzenwelt, Ausflüge im Dschungel und die Interaktion mit rosa Flussdelfinen.
Ein Schmuckstück im Amazonasgebiet
Das Hauptmerkmal des Anavilhanas Nationalparkes sind die permanenten Flussinseln, die den zweitgrößten Flussarchipel der Welt bilden. Der Anavilhanas Archipel erstreckt sich über 350.000 Hektar und besteht aus etwa 400 Inseln, 60 Seen und Dutzenden von Paranás (Flusskanälen) und Furos (schmalen Pfaden, die die Igapós kreuzen). Diese bilden ein bezauberndes Labyrinth, das aus verschiedenen Perspektiven bei Tag und Nacht spannend zu beobachten ist.
Die Schwankungen des Wasserstandes bei Hochwasser und Trockenheit liegen zwischen 8 und 12 Metern. Bei Hochwasser sind die Inseln und der größte Teil der Vegetation überflutet, sodass man die sogenannten Igapós, die überfluteten Wälder, besser entdecken kann. In der Trockenzeit entstehen Strände unterschiedlicher Größe, die bei Einheimischen und Besuchern sehr beliebt sind.
Der Rio Negro, der größte Schwarzwasserfluss der Welt, ist Heimat der beiden größten Flussarchipele der Welt: Mariuá, der größte, und Anavilhanas, der zweitgrößte. Er ist für das tägliche Leben vieler Ufergemeinden in seiner Umgebung unverzichtbar, denn er ist die Straße, auf der sie sich bewegen. Der Fluss Negro beginnt im kolumbianischen Bergland von Guayana und fließt in einem Bett aus sehr altem Gestein mit wenig Sediment, das größtenteils ein geringes Gefälle aufweist. Die geringe Neigung und Fließgeschwindigkeit ermöglichen das spektakuläre Phänomen, bei dem die Wasseroberfläche einem Spiegelbild der Umgebung gleicht. Die dunkle Farbe bekommt der Rio Negro übrigens durch die Zersetzung von organischen Materialien. Die dunklen Gewässer kontrastieren mit der Vegetation und während der Trockenzeit mit den weißen Sandstränden und bilden Landschaften von unglaublicher Schönheit, die verschiedene Formen kultureller Manifestationen inspirieren.
In der Amazonasregion herrscht ein tropisches Klima, das durch hohe Temperaturen und reichlich Niederschläge, mit welchen auch in der Trockenzeit gerechnet werden muss, gekennzeichnet ist.
Artenvielfalt im Archipel
Der Anavilhanas Nationalpark schützt eine Vielfalt aquatischer und terrestrischer Ökosysteme und Vegetationstypen, wie die Igapó-Wälder im Archipel und, auf festem Boden, den ombrophilen Wald, der durch eine kontinuierliche Wasserversorgung gekennzeichnet ist, Chavascal, Campina, Campinarana und Caatinga-gapó.
Auch die Tierwelt im Anavilhanas Nationalpark ist vielfältig. So sind sowohl an Land, als auch im Wasser zahlreiche Säugetierarten zu finden. Jaguar, Ozelot, Langschwanzkatze, Großer Ameisenbär, Riesengürteltier, Tapir, Weißbartpekari und Waldhund gehören zu den nennenswertesten Säugetieren an Land.
Im Wasser können drei charismatische Arten an Wassersäugetieren gefunden werden. Der rosa Flussdelfin, der graue Flussdelfin und die Seekuh, darüber hinaus unter anderem Riesenotter und Fischotter. Die Seekuh und der rosa Flussdelfin sind die Symbole von Novo Airão, dem Sitz des Parkes, und zentrale Themen der wichtigsten kulturellen Veranstaltungen der Stadt, des „Festival Folclórico do Peixe-boi“ und des „Carnaboto“, des Karneval von Novo Airão.
Der Boto cor-de-rosa, der rosa Flussdelfin, wird außerdem stark mit der Symbolik des Amazonas‘ in Verbindung gebracht und ist die Quelle von Legenden, Mythen und kulturellen Ritualen.
Auch die Artenvielfalt der Vögel kann bei den vielen Ausflügen im Amazonasgebiet bestaunt werden. Dabei können Vogelarten wie Kolibris, Aras, Tukane, Eulen oder Andenfelsenhähne gesichtet werden. Um Vögel zu beobachten, bietet sich insbesondere die Trockenzeit an, da dann das Nahrungsangebot größer und konzentrierter ist.
Trotz des sauren und nährstoffarmen Flusses gibt es auch eine große Vielfalt an Fischen. Bislang wurden im Nationalpark 368 Fischarten gefunden, was etwa 82 Prozent der im Rio Negro erfassten Arten entspricht. Die Bedrohung der Fischfauna ist hauptsächlich auf die kommerzielle Fischerei zurückzuführen, die in den Nationalparks nicht erlaubt ist.
Auch zahlreiche Amphibien- und Reptilienarten kommen im Nationalpark vor. Dazu gehören 50 Froscharten, 19 Eidechsenarten und 22 Schlangenarten. Studien zeigen, dass von den sechs in Brasilien vorkommenden Kaimanarten vier im Anavilhanas Nationalpark zu finden sind, nämlich der Krokodilkaiman, der Brauen-Glattstirnkaiman, der Keilkopf-Glattstirnkaiman und der Schwarze Kaiman. Von den 15 im Amazonasgebiet vorkommenden Süßwasser-Schildkrötenarten kommen 14 im Nationalpark vor.
Die Legende vom rosa Flussdelfin
Die Legende vom rosa Flussdelfin, auf Portugiesisch Boto cor-de-rosa, ist eine Legende indigenen Ursprungs, die Teil der brasilianischen Folklore ist. Die Legende besagt, dass sich der rosa Delfin, ein intelligentes Tier, das in den Gewässern des Amazonas‘ lebt, in Vollmondnächten in einen schönen, eleganten jungen Mann verwandelt. In der Regel erscheint er während der Juni-Feierlichkeiten, den sogenannten Festas Juninas, zu Ehren der Volksheiligen Sankt Antonius, Sankt Johannes und Sankt Petrus.
Er kommt weiß gekleidet und trägt einen großen Hut, um seine Nasenlöcher zu verbergen, da seine Verwandlung nicht vollständig ist. Mit seiner kommunikativen, charmanten und liebenswürdigen Art wählt der Flussdelfin in Menschenform das schönste ledige Mädchen des Festes aus und bringt sie zum Grund des Flusses. Dort schwängert er sie, verlässt sie im Anschluss und verwandelt sich am nächsten Morgen wieder in einen Flussdelfin.
Aus diesem Grund wird die Legende des rosa Flussdelfines oft als Rechtfertigung für eine außereheliche Schwangerschaft herangezogen. Außerdem wird oft, wenn der Vater des Kindes unbekannt ist, gesagt, dass es „das Kind des Boto“ sei.
Tourismus im Anavilhanas Nationalpark
Für viele ist es ein Traum, während ihrer Brasilien Reise ein paar Tage im Amazonas Regenwald zu verbringen. Bei einem Aufenthalt in der Anavilhanas Lodge können Sie ein paar spannende Tage mitten im Dschungel verbringen. Das kleine und charmante Hotel vereint Natur und Komfort miteinander und bietet den Gästen gemütliche Unterkünfte, in denen sie den Geräuschen des Regenwaldes lauschen und entspannte Stunden genießen können. Tagsüber entdecken die Gäste bei verschiedenen Aktivitäten wie Dschungelwanderungen, Kanutouren, Piranhafischen oder Bootsexpeditionen die einzigartige Pflanzen- und Tierwelt.
Quellen: www.icmbio.gov.br, www.todamateria.com.br, www.wikipedia.org