Brasilianische Tänze – den Rhythmus im Blut
Tanze Samba mit mir...
Es heißt, in Brasilien tanzen Babys Samba noch ehe sie das Laufen richtig beherrschen. Leidenschaft und Rhythmus liegen den Südamerikanern einfach im Blut, was sich in den brasilianischen Tänzen äußert. Überzeugen Sie sich in Ihrem Brasilien Urlaub an einem Samstag Nachmittag in Rio einfach selber davon. Typischerweise serviert man dann in jeder Bar das Nationalgericht Feijoada – ein deftiger Eintopf aus Bohnen und Fleisch – während eine Samba-Gruppe spielt und die Gäste das Tanzbein schwingen.
Rhythmisch und leidenschaftlich: regionale Tänze in Brasilien
Die brasilianische Gesellschaft ist multikulturell. Indigene, afrikanische Sklaven und europäische Einwanderer, in erster Linie Portugiesen, haben ihr kulturelles Erbe eingebracht. Diese Tatsache spiegelt sich auch in der Musik und den Tänzen Brasiliens wider. So verschieden sie auch sind, haben brasilianische Tänze doch einiges gemein, zum Beispiel den mitreißenden Rhythmus und die leidenschaftliche Hingabe der Tänzer. Die regionalen Unterschiede und besondere Tänze Brasiliens schauen wir uns nun einmal genauer an.
Was wird im Nordosten getanzt?
Der brasilianische Nordosten ist Heimat vieler Tänze. An vorderster Front steht der Frevo aus Pernambuco. Die schnelle instrumentale Marschmusik stammt aus dem Jahr 1910 und wird während der Straßenparaden im Karneval von Live-Bands gespielt. Der zugehörige Tanz basiert auf der Kampfkunst Capoeira, auf die wir an späterer Stelle näher eingehen. Die Frevo-Tänzer jonglieren, vollführen wilde Luftsprünge und Drehungen und improvisieren gerne. Seit 2012 ist dieser brasilianische Tanz Teil des immateriellen Weltkulturerbes der UNESCO.
Auch die Samba de roda („Samba im Kreis“) fußt auf Capoeira und entstand im 19. Jahrhundert in Bahia. Es wird in einem Kreis getanzt, begleitet von Instrumentalmusik, Gesang und Klatschen.
Ebenfalls in Pernambuco beheimatet ist der Maracatu, ein Tanz der wohl von den Portugiesen im 17. Jahrhundert in Brasilien eingeführt wurde. Die Tänzer und Musiker setzen ein kleines Theaterstück mit einer genauen Choreografie und Kostümen um. Dargestellt werden Szenen aus dem königlichen Hofstaat Portugals. Heutzutage wird der Maracatu vor allem im Karneval Recifes getanzt.
Der Pau-de-bandeira („Holzflagge“) ist ein brasilianischer Tanz zu Ehren des Heiligen Santo Antônio, dem im Nordosten ein Feiertag gewidmet ist. Dabei ereignet sich folgendes Schauspiel: ein Baumstamm wird von Männern tanzend durch die Stadt getragen und heiratswillige Frauen berühren das Holz, um sich den Segen des Heiligen zu sichern.
Vor allem im Bundesstaat Ceará praktiziert man den Maneiro-Pau („Cooles Holz“). Hierbei tanzen die Akteure mit einem Stück Holz in der Hand im Kreis und schlagen dieses auf den Boden, um den Tanzrhythmus vorzugeben. Im weiteren Verlauf duellieren sich einige Tänzer, während die übrigen weiter mit ihrem Holz auf den Boden klopfen.
Welche Tänze lieben Brasilianer im Norden?
Die meisten brasilianischen Tänze des Nordens haben indigene Wurzeln. So zum Beispiel der Carimbó aus dem Bundesstaat Pará, der zudem portugiesische und afrikanische Einflüsse eint. Der Name bedeutet in Tupi, der Sprache der Indigenen, soviel wie „Trommel, die aus einem Baumstamm gefertigt ist“. So ist dieses Instrument in der Tat tonbestimmend. Die Männer tragen eng anliegende Hemden und Shorts, die Frauen gemusterte Blusen und lange Reifröcke. Die Paare tanzen in Reihen und der Mann nähert sich der Frau, während er in die Hände klatscht. Die Frauen werfen ein Tuch auf den Boden, welches der Mann als Form der Ehrerbietung aufhebt.
Die Ciranda do Norte, ist ein Folkloretanz mit spanischen und portugiesischen Wurzeln. Hier wird in einer Runde getanzt und in bildhaften Bewegungen zu Versen getanzt. Die Ciranda ist ein einfacher brasilianischer Tanzstil mit festen Rhythmen und Bewegungsabläufen, der alljährlich auf den Junifesten „festas juninas“ zum Einsatz kommt.
Das größte Folklorefest Brasiliens ist Bumba meu Boi im Bundesstaat Amazonas. Es handelt sich um die Wiedergabe einer Legende. Die Tänzer stellen mit Tanz und Gesang die Geschichte eines Ochsen nach, der getötet und dann wieder zum Leben erweckt wird. Auch in anderen Landesteilen, besonders im brasilianischen Norden, ist dieses Tanzspektakel Zuhause.
Wie tanzt man im Südosten?
Der brasilianische Südosten zeichnet sich durch zwei Tanzstile aus, Batuque und Folia de Reis.
Ersterer ist afrikanischen Ursprungs. Der rhythmische Perkussionstanz der Sklaven ist einer der ältesten Tänze Brasiliens und war in der Kolonialzeit verboten. Später wurde er gerne auf Hochzeiten, Feiertagen und Festen getanzt. Mittlerweile ist Batuque speziell in einigen Städten im Bundesstaat São Paulo beliebt. Dort sieht man die Tänzer auf öffentlichen Plätzen und im Karneval.
Die Folia de Reis („Gaudi der Könige“) ist ein katholischer Brauch aus dem alten Europa, der heutzutage fester Bestandteil der brasilianischen Folklore ist. Zwischen dem 1. und 6. Januar werden die Heiligen Drei Könige gefeiert. Dazu ziehen Gruppen von Musikern und Tänzern in Brasilien von Haus zu Haus und verkünden die Ankunft des Messias. Sie schlüpfen in verschiedene Rollen, begleitet von Gitarre und Akkordeon.
So tanzt der Süden
Die Kultur des brasilianischen Südens wurde im Gegensatz zum Rest des Landes weniger beeinflusst von afrikanischen Bräuchen, was auch für die Tänze dieser Region gilt. Typische südbrasilianische Tänze sind Chimarrita und Fandango.
Von der Insel Madeira und portugiesischen Kolonisten im 18. Jahrhundert nach Brasilien gebracht wurde die Chimarrita. Dabei handelt es sich um einen langsamen und gesungenen Tanz, der in einer Reihenformation beginnt. Später bilden die Tänzer Kreise. Alle Bewegungen sind choreografiert und beinhalten Walzerschritte, Händeklatschen und Stepptanz.
Fandango erreichte um 1750 Südbrasilien, ebenfalls mit Siedlern aus Portugal. Bei diesem sinnlichen Reigen bewegen sich die Tänzer immer wieder auf ihre Partner zu und entfernen sich voneinander, ohne dass es zu einer Berührung kommt. Es geht darum, die Aufmerksamkeit des Gegenübers zu erwecken, wozu die Männer fortwährend steppen. Auch Wesenszüge von Walzer und europäischen Tanzbällen gehören zum Fandango.
Zwei Aushängeschilder Brasiliens: Samba und Capoeira
Mit den afrikanischstämmigen Sklaven kam die Samba nach Brasilien. Eine Musik, die anfänglich nur in den Sklavenquartieren als Perkussion mit rhythmischem Fußstampfen stattfand. Vornehmlich in den Bundesstaaten Rio de Janeiro, Bahia und Maranhão entwickelte sich die Samba zur Nummer 1 der brasilianischen Musik- und Tanzstile. So ist die Samba enredo (deutsch „eine Geschichte erzählende Samba“) die musikalische Grundlage der Karnevalstanzparaden im Sambodrom von Rio. Auch die Samba de roda gehört in Rio de Janeiro und Bahia zum Alltag. Dabei bilden Musiker und Tänzer einen Kreis, in dem sie frei ihre Instrumente spielen und tanzen.
Genau wie die Samba gehört Capoeira zur modernen brasilianischen Gesellschaft. Auch der artistische Kampfsport entstammt den Zeiten der Sklaverei und zeugt vom afrobrasilianischen Erbe Brasiliens. Da kämpfen den Sklaven verboten war, tarnten sie ihre Fitnessübungen als Tanz und bauten künstlerische Elemente und Begleitmusik in die Bewegungsabläufe von Capoeira ein. Tänzerische Drehungen und Sprünge, die von hoher Körperbeherrschung zeugen, machen das Wesen der Capoeira aus.
Begeben Sie sich auf Ihrer Brasilien Reise ruhig selber einmal auf die Tanzfläche und entdecken Sie den brasilianischen Rhythmus in Ihrem Blut!
Quellen: https://blog.bemglo.com, www.wikipedia.org