Brasilianische Musikstile – Der Bossa Nova

Rio de Janeiro ist ein beliebtes Ziel vieler Brasilien Reisen, dank seiner einzigartigen Sehenswürdigkeiten. Neben Zuckerhut, Christusstatue und Tijuca Nationalpark sind vor allem die Strände Copacabana und Ipanema sehr beliebt. Im Stadtteil Copacabana, genauer gesagt in der Gasse Beco das Garrafas, soll der Geburtsort der Bossa Nova liegen. Bossa Nova ist eine populäre brasilianische Musikbewegung, die in den späten 1950er Jahren aufkam und durch starke Einflüsse des Samba aus Rio de Janeiro und des amerikanischen Jazz gekennzeichnet ist.

Bevor wir anfangen, über die Geschichte der Bossa Nova zu sprechen, zuerst ein kleiner Überblick über den Kontext der damaligen Zeit. Es war eine Zeit nach der Vargas-Diktatur, in einem Brasilien, das sich gerade an den Gedanken der Freiheit zu gewöhnen begann. Von Reformen und Veränderungen war die Rede. Vor allem nach der Wahl von Juscelino Kubitschek zum Präsidenten im Jahre 1955 lautete das Motto "Modernisierung". In diesem Sinne waren Industrialisierung und Urbanisierung die zentralen Elemente vieler Reden und Aktionen dieser Zeit.

Die Musik konnte sich diesem Gefühl des Aufstieges und der Modernisierung nicht entziehen. Damals war der Samba-Canção erfolgreich, aber er passte nicht mehr zum Lebensstil der jungen Leute. Roberto Menescal, einer der Begründer der Bossa Nova, erzählt, dass er und seine Freunde auf der Suche nach modernerer, fröhlicherer Musik waren, deren Texte über das sprachen, was sie fühlten. So begann in den 1950er Jahren eine Gruppe von Jugendlichen aus der Südzone von Rio de Janeiro, sich neu zu erfinden. Bei diesen Treffen waren große Namen der Musik, wie Carlos Lyra, Roberto Menescal, Chico Feitosa, Ronaldo Bôscoli und der große João Gilberto dabei. Gilberto präsentierte eine neue Art Samba zu spielen und rief damit die Bossa Nova ins Leben. In der Bossa Nova sind sowohl Einflüsse des brasilianischen Samba als auch des amerikanischen Jazz zu finden. Wirklich populär wurde das Genre in den späten 1950er Jahren durch das Album von João Gilberto und seiner Interpretation des Liedes "Chega de saudade" von Tom Jobim und Vinícius de Moraes.

Die Bossa Nova Bewegung dauerte etwas mehr als ein Jahrzehnt und endete 1966. Es ist wichtig zu erwähnen, dass das Ende der Bewegung nicht das Ende des musikalischen Schaffens bedeutete, da noch heute Komponisten und Musiker versuchen, die melodischen Töne und den brasilianischen Samba zu vereinen, wie zum Beispiel Bebel Gilberto, die Tochter von João Gilberto.
Zu den bekanntesten Musikern der Bossa Nova gehören João Gilberto, Carlos Lyra, Antônio Carlos Jobim, Nara Leão, Roberto Menescal, Vinícius de Moraes und Chico Buarque.

Der Begriff "Bossa" wurde erstmals in einem von Noel Rosa komponierten Lied, "Coisas Nossas", in den 1930er Jahren verwendet. Im Text sagt Noel: "O samba, a prontidão e outras bossas, são coisas nossas" ("Der Samba, die Einsatzbereitschaft und andere Bossas, sind Dinge von uns").
Der Ausdruck wurde umgangssprachlich verwendet, um "eine Art, Dinge zu tun" zu bezeichnen. Auf diese Weise eigneten sich die Künstler den Begriff "Bossa Nova" an, um zu suggerieren, dass sie auf "eine neue Art und Weise" komponieren und singen würden.

Der brasilianische Musikstil wurde durch seine Melodien und Texte bekannt. Der Tonfall ist anders als der erfolgreiche der großen Sänger der damaligen Zeit. Die Interpreten singen tiefer und weicher, es erinnert manchmal schon fast an ein Flüstern. Die Texte der Lieder erzählen Geschichten und Alltagsthemen auf eine leichte, fröhliche Art und Weise.
Neben diesen Elementen hat die Bossa Nova auch das Thema der Modernisierung in mehreren Texten aufgenommen. Nicht selten finden wir die Figur eines Erzählers, der von Erfahrungen spricht, die speziell in urbanen Zentren gemacht werden oder der die Bewegung der Menschen auf den Bürgersteigen und den Verkehr der Autos auf den asphaltierten Straßen direkt zitiert.
Das wichtigste Instrument der Bossa Nova ist die Gitarre. Aber es werden auch andere Instrumente verwendet, wie Klavier, Flöte, Trompete, Saxofon, Tamburin, Bass und Schlagzeug. Das Hauptelement des Stils, die Gitarre, wird auch als "stotternde Gitarre" bezeichnet, da sie den Rhythmus der Stimmen nicht begleitet.

Der Tanzstil der Bossa Nova, welcher um 1960 entstand, hatte nicht den gleichen Erfolg wie die Musik. Bis in die Mitte der 60er Jahre war er als Modetanz bekannt. Es gibt eine gewisse Ähnlichkeit zur amerikanischen Rumba oder zum langsamen Two-Step.
Es sind um die zehn verschiedenen Schrittfolgen bekannt, die alle recht einfach sind und meistens im Viereck getanzt werden. Hüftschwünge, eine weiche Gangart und Seitwärtsbewegungen sind bei diesem Tanzstil, den man sowohl alleine als auch mit einem Partner tanzen kann, erlaubt.

Einer der bekanntesten und auch ein international viel gespielter brasilianischer Song ist "Girl from Ipanema", komponiert von Tom Jobim und Vinícius de Moraes. Der Text des Liedes erzählt aus der Sicht der Musiker die Geschichte eines schönen Mädchens, das auf dem Weg zum Strand ist und die Aufmerksamkeit des Betrachters auf ihre Schönheit lenkt. Das junge Mädchen ist die Moderatorin und Journalistin Helô Pinheiro, damals 17 Jahre alt.
Der 1964 veröffentlichte Song wurde von Künstlern wie Amy Winehouse, Frank Sinatra, Cher, Madonna, Mariza, Tim Maia, Ella Fitzgerald und einigen anderen interpretiert. Es wird geschätzt, dass der Hit von über 160 brasilianischen und internationalen Künstlern neu aufgenommen wurde. Neben den Neuaufnahmen wird der Song auch in mehreren Filmen gespielt. "Girl from Ipanema" gewann 1965 sogar einen Grammy Award für die beste Aufnahme des Jahres.

Falls Sie jetzt neugierig geworden sind und selber einmal den Bossa Nova Klängen lauschen möchten, haben wir hier eine kleine Auswahl bekannter Lieder für Sie zusammengestellt:

Wie Sie sehen, gibt es in Brasilien mehr Musikstile als nur Samba. Und wer weiß, vielleicht werden Sie in Ihrem nächsten Brasilien Urlaub auch das eine oder andere Bossa Nova Lied im Radio hören.

Quellen: mundoeducacao.uol.com.br, www.culturagenial.com, www.latin-mag.com, www.wikipedia.org